Grosse Risse im Boden – Felsen, die immer mehr abrutschen: Die Wanderwege am Rande des Aletschgletschers sind aktuell Sperrgebiet. Konkret geht es um ein Gelände in der Walliser Gemeinde Riederalp. Geologen überwachen es seit Wochen rund um die Uhr.
Jetzt ist klar: Der Berg rutscht wesentlich schneller als bisher angenommen. «Bis jetzt sagte man uns, dass es 20 bis 30 Zentimeter pro Tag sein sollen, nun erfahren wird, dass es 70 bis 80 Zentimeter sind. Das überrascht uns sehr», sagt Peter Albrecht, der Gemeindepräsident auf der Riederalp, gegenüber «Schweiz aktuell».
Geologe: «Noch nie so etwas gesehen»
Aus der Luft werden die Dimensionen erst richtig sichtbar: Auf der linken Seite des Aletschgletschers haben sich gewaltige Spalten aufgetan. Im unteren Teil des abschüssigen Geländes kommt es immer wieder zu gewaltigen Rutschungen.
Selbst für den Kantonsgeologen ist das imposant. «Es bewegt sich alles sehr schnell, solche Geschwindigkeiten habe ich noch nie gesehen», sagt Raphaël Mayoraz. Seine grösste Sorge betreffe derzeit die Wanderer. Denn: «Es gibt Risse überall.» Deshalb habe man das Gebiet schliessen müssen.
Bergstation lässt sich verschieben
Und was ist mit der 2015 erbauten Moosfluh-Bahn, die auf den Berg führt? Die Gondelbahn ist extra so konstruiert, dass sie die prognostizierte Verschiebung der nächsten 25 Jahre aufzufangen vermag. So lässt sich die Bergstation 11 Meter horizontal und 9 Meter vertikal verschieben.
Seit Ende September driftet der zwei Quadratkilometer grosse Untergrund nun aber schneller als erwartet Richtung Aletschgletscher. Der Direktor der Bergbahnen zeigt sich wenig beeindruckt von der Situation. «Wir sind optimistisch, die Bahn ist gemacht für diese geologischen Probleme», sagt Valentin König. «Hier oben beim Grat haben wir auch nicht die gleichen Verschiebungen wie unten bei der Gletscherzunge.» Da müsse man schon differenzieren.
Die Auswirkungen auf den Tourismus
Für den Tourismus sei die aktuelle Situation natürlich nicht gerade förderlich. «Wir können aber festhalten, dass das Angebot in der Aletsch-Arena funktioniert – es sind auch lediglich 6 von 340 Kilometer Wanderwegen betroffen», sagt König.