Einzelinitaitive heisst das, was der ehemalige ETH-Forscher Niklaus Haller im Zürcher Kantonsparlament eingereicht hat. Das kann jeder Zürcher Einwohner tun und die Idee wird dann ähnlich behandelt wie ein Vorstoss, den ein Parlamentarier macht. Aber: Gebäude-Technik-Forscher Haller betonte gestern im Kantonsparlament, Einzelinitiative heisse nicht, dass er allein sei mit der Idee.
Vor allem stünden über vierzig «sehr renommierte Wissenschaftler» aus dem ganzen Land dahinter, so Haller: «Mit ihrem Namen und ihrer Tätigkeit können sie sagen: ‹Wir müssen – und wir sollen das machen.› Diese Forscher werden von der Gesellschaft bezahlt, schreiben Papers, gehen an Konferenzen, betreiben Forschung. Und jetzt äussern sie sich erstmals politisch zu diesem Thema.»
Professoren mit politischem Gestaltungswillen
Professoren machen also Politik, viele von ihnen lehren oder lehrten an der ETH. Sogar ETH-Rektorin Sarah Springman unterstützt den Vorstoss, als Geotechnikerin erforschte sie auch schon Auswirkungen des Klimawandels. Gegenüber SRF News über die Initiative sprechen möchte sie aber nicht, denn es handle sich nicht um eine offizielle Aktion der ETH.
Stellung nimmt aber ETH-Klimaforscher Reto Knutti. Er ist zugleich Nachhaltigkeitsbeauftragter der ETH und steht auch hinter dem Vorstoss. Zur Rolle der ETH in der Sache sagt er: «Es ist nicht Aufgabe der ETH oder einer Universität, Politik zu machen. Aber es ist die Aufgabe der Wissenschaft, auf gewisse Konflikte hinzuweisen. In diesem Fall geht darum, aufzuzeigen, dass sich die Welt und die Schweiz Ziele gesetzt haben – aber nicht annähernd genügend dafür tun.»
Es ist nicht Aufgabe der ETH oder einer Universität, Politik zu machen. Aber es ist die Aufgabe der Wissenschaft, auf gewisse Konflikte hinzuweisen.
Der geistige Vater des Vorstosses ist der emeritierte ETH-Professor Hansjürg Leibundgut. Leibundgut tüftelte jahrelang an einer Gebäude-Heiztechnik, die CO2-neutral ist: Dabei wird – einfach gesagt – im Winter mit Wasser geheizt, dass die Sonne im Sommer aufgewärmt hat. Sein System sei marktreif, verkündete Leibundgut schon vor anderthalb Jahren zusammen mit Vertretern aus der Industrie und sagte gegenüber SRF News: «Zuerst kommt immer die Forschung. Sie muss zeigen, was möglich ist. Dann muss die Industrie zeigen, dass sie in der Lage ist, etwas relevantes zu tun. Schliesslich kommen die Politik und die Verwaltung, die dann daraus die Gesetze und Verordnungen erlassen.»
Diesem politischen Prozess wollen die Forscher jetzt nachhelfen, weil ihre Berechnungen zeigten, dass die Umstellung weg vom Öl nicht nur technisch möglich, sondern bezahlbar sei.
Hauseigentümer melden Zweifel an
Wenig überraschend setzen die Hauseigentümer genau hier, wenn es um die Sanierung bestehender Bauten geht, ein Fragezeichen. Man müsse sich bewusst sein, wer diesen Ausstieg aus dem Öl berappen müsste, sagt Hauseigentümer-Verbandspräsident Hans Egloff: «Nicht nur die Hauseigentümer, sondern auch die Mieter werden sich daran beteiligen müssen. Und es wird sich dann zeigen, ob das eine Mehrheit will.»
Politische Untertstützung hat dem Vorstoss das links-grüne Lager zugesichert. Damit die Idee vors Volk kommt, müsste ihm aber die Mehrheit der Parlamentsmitglieder zustimmen – schwer vorstellbar angesichts der bürgerlichen Dominanz im Zürcher Rathaus. Für diesen Fall planen die Wissenschaftler den Umweg über eine Volksinitiative, für die 6000 Unterschriften nötig wären.