In den ersten neun Monaten des Jahres wurden in der Schweiz knapp 16'000 Asylgesuche eingereicht. Das sind 30 Prozent weniger als in der gleichen Periode des letzten Jahres.
Mit der Verschärfung im Asylbereich hat dies indes nur bedingt zu tun. «Das ist eine zu einfache Erklärung. Man muss viele Faktoren miteinbeziehen», relativiert Michael Glauser, Sprecher des Bundesamtes für Migration. Beispielsweise spielten die Schlepperrouten eine Rolle und die Praxis in andern europäischen Staaten.
Dennoch ist Glauser überzeugt, dass die Massnahmen der Schweiz ihre Wirkung zeigen. Und zwar besonders die beschleunigten Verfahren bei Asylgesuchen aus Balkanstaaten, aus Tunesien und Nigeria. «Das scheint sich herumgesprochen zu haben», sagt Glauser.
Kriege und Katastrophen
Rechtsprofessor Peter Uebersax, Experte für Migrationsrecht an der Universität Basel, ist skeptisch. Er glaubt nicht, dass die verschärfte Asylpolitik der Schweiz direkt zur sinkenden Zahl von Asylgesuchen führt.
Viel wichtiger seien Ereignisse im Ausland. «Kriege, Katastrophen oder Regimewechsel stehen in erster Linie im Vordergrund», so Uebersax. Deshalb sei die Anzahl der Flüchtlingsgesuche sehr wellenförmig.
Gleich und Gleich gesellt sich gern
Uebersax nennt noch einen zweiten Faktor, der die Asylströme stark beeinflusst. Wenn eine Volksgruppe in einem Land stark vertreten sei, habe dies eine Sogwirkung. Ein solches Muster spielt sich momentan etwa in Schweden ab, das grosszügig Syrer aufnimmt.
Fazit: Die rückläufigen Schweizer Asylzahlen sind also nicht einfach auf die verschärfte Politik zurückzuführen – und die Situation dürfte sich wieder ändern. Glauser vom Bundesamt für Migration: «In den umliegenden Staaten sind die Asylgesuche laufend gestiegen. Deshalb müssen auch wir wieder von steigenden Zahlen ausgehen.»