Um die Herausforderungen im Job oder im Studium zu bewältigen, konsumieren immer mehr Menschen in der Schweiz rezeptpflichtige Medikamente oder andere psychoaktive Substanzen. Dieser Eindruck wurde vor allem von der medialen Berichterstattung geweckt.
Die Resultate der Studie «Doping am Arbeitsplatz und in der Bildung in der Schweiz» zeichnen ein anderes Bild. Diese wurde im Auftrag der Suva vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) der Universität Zürich durchgeführt.
Von den 10'171 Befragten gaben gerade mal vier Prozent an, mindestens einmal verschreibungspflichtige Medikamente oder Drogen eingenommen zu haben, um ihre Leistung zu steigern oder ihre Stimmung zu verbessern.
Für Michael Schaub, Co-Autor der Studie, hat dies unter anderem damit zu tun, dass man in der Schweiz gegenüber Medikamenten stärker sensibilisiert ist als andernorts. Ausserdem «ist der Zugang zu den entsprechenden Medikamenten in der Schweiz, verglichen mit anderen Ländern, wie beispielsweise den USA, schwieriger.»
Stress als Hauptgrund
Während vier Prozent der Befragten angaben, mindestens einmal ihre kognitive Leistung mit rezeptpflichtigen Medikamenten oder Drogen aufgebessert zu haben, sagten überraschenderweise 35 Prozent, mindestens eine Person zu kennen, die dies probiert habe.
Laut Schaub konsumieren die Betroffenen vor allem aus Stressgründen. «Je mehr Stress jemand hat, umso grösser ist die Bereitschaft solche Mittel einzusetzen.» Von den betroffenen vier Prozent konsumiert dabei nur ein Viertel Substanzen, um die Leistung zu steigern. Die anderen gaben an, diese zur Stimmungsverbesserung einzusetzen.
Am stärksten betroffen sind laut der Studie junge Personen in der Ausbildung sowie Arbeitnehmer im Sozial- und Gesundheitsbereich. Junge nehmen dabei vor allem Stoffe zur Leistungssteigerung, während ältere Personen mehr zu Medikamenten greifen, welche die Stimmung verbessern.
Konsumiert wird in der Freizeit
Für Lars Stark von den Arud Zentren für Suchtmedizin sind die Befunde einleuchtend: «Personen die leistungssteigernde Substanzen am Arbeitsplatz konsumieren, sind nach meiner Erfahrung eine Seltenheit.» Laut Stark werde vor allem in der Freizeit konsumiert. «Die Leute greifen dann darauf zurück, wenn sie ausgelaugt sind, aber trotzdem noch ausgehen wollen.» Ausserdem herrsche viel Unwissenheit über die Stoffe. Laut Stark steigerten diese nicht wirklich die kognitiven Fähigkeiten.
«Studien haben gezeigt, dass gerade Amphetamine wie auch Ritalin bei kognitiv komplexen Aufgaben keine Hilfe sind. Sie machen einen wach, vergleichbar wie wenn man viel Kaffee trinkt. Eine Steigerung der kognitiven Fähigkeiten findet aber nicht statt, es kann diese sogar verschlechtern.»
Cannabis und Alkohol zur Beruhigung
Vor einer Woche zeigte eine vergleichbare Studie das Verhalten von Studenten an Schweizer Universitäten. Diese greifen demnach gerne zu Ritalin zur Verbesserung der Leistungen. Insgesamt gaben 4,1 Prozent an, entsprechende Erfahrungen mit Ritalin gemacht zu haben. Ausserdem gaben 5,6 Prozent an Alkohol und 2.5 Prozent Cannabis zu konsumieren, um sich in stressigen Phasen besser zu erholen.