SRF News: Was ist Ihnen positiv an den eritreischen Asylsuchenden aufgefallen?
Hans-Peter Harlacher: Sie sind lebensfrohe und sonnige Menschen. Sie stellen sich eine rosige Zukunft in der Schweiz vor.
Eritreische Asylbewerber haben den Ruf, eher schwierig und anspruchsvoll zu sein. Wie ist Ihre Erfahrung?
Ich empfinde die Leute nicht als schwierig. Allerdings kommen die Eritreer mit bestimmten Vorstellungen in die Schweiz und sind dann überrascht, was sie hier antreffen: Etwa, dass sie nicht in einem Ein- oder Zweibettzimmer, sondern in einem Zimmer mit sieben oder acht anderen Leuten aus anderen Kulturen übernachten müssen. Oder dass sie nur 8.50 Franken Sozialgeld pro Tag erhalten, auch wenn sie beispielsweise Raucher sind.
Wie steht es mit Bereitschaft der Eritreer, Deutsch zu lernen? Man hört immer wieder, dass dies für sie sehr schwierig sei?
Deutsch lernen ist für Menschen aus Eritrea nicht besonders schwierig, verglichen mit einigen anderen anderen Kulturen, die ich kenne. Doch unter den Eritreern gibt es einige Analphabeten, die nie zur Schule gegangen sind. Für sie ist das Erlernen des Deutschen natürlich schwieriger als für andere.
Nach einigen Monaten verlassen die Asylsuchenden das Durchgangszentrum und werden auf Gemeinden aufgeteilt. Dort müssen sie mit minimaler Betreuung zurechtkommen. Sind sie genügend darauf vorbereitet?
Sicher nicht alle. Es kommt auf den Stand ihrer Deutsch-Kenntnisse an. Der Aufenthalt in einem Durchgangszentrum ist ausserdem sehr unterschiedlich: Angedacht wären hier sechs Monate Dauer, manche verlassen das Zentrum aber schon nach zwei Monaten. Sie verfügen dann oftmals nicht über die notwendige Bildung. Je nach dem gestaltet sich dann auf der Gemeinde die Kommunikation etwas schwierig.
90 Prozent der Eritreer in der Schweiz erhalten Sozialhilfe. Wie erklären Sie sich das?
Im Vergleich mit den Mitteln, mit welchen die Menschen aus Eritrea vorher auskommen mussten, ist das Sozialgeld in der Schweiz vielleicht hoch. Vielleicht haben manche deshalb keinen Ansporn, noch zusätzlich etwas zu leisten.
Das Interview führte Anneliese Tenisch.