Im Kampf gegen Einbrecher sind viele Kantone schon seit Jahren erfolgreich. Dagegen nehmen Einbrüche in der virtuellen Welt (Cybercrime) laufend zu. Die Ermittler gegen Internet-Kriminalität können vom Kampf gegen klassische Einbrecher eine Menge lernen, wenn auch nicht alles.
Den eigenen Computer oder ein Firmennetzwerk gegen digitale Eindringlinge zu sichern, funktioniert nämlich ganz ähnlich wie die Sicherung der eigenen vier Wände. Bruno Lüthi von der Kantonspolizei Bern erklärt das gegenüber «10vor10» am Beispiel eines Wohnhauses:
«Es geht darum, das ganze Gebäude im Blick zu haben.» So nütze es wenig, wenn zwar das Erdgeschoss abgesichert sei, aber der Einbrecher sich über Gartentisch auf den Balkon im ersten Stock hochschwingen könne.
Datendiebe lieben das Verborgene
Was Lüthi aus 16 Jahren Erfahrung als Sicherheitsberater weiss: «Einbrecher sind vorsichtig. Sie scheuen die Konfrontation.» In vielen Fällen gilt das auch für Datendiebe.
Es gibt zwar Websites, die in Echtzeit darstellen, von wo und gegen wen im Moment gerade ein Cyber-Angriff läuft, wie zum Beispiel DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service, DDoS), und das Verbreiten von Phishing-Mails oder Schadsoftware.
Doch die ausgeklügelten digitalen Verbrechen finden im Verborgenen statt. Matthias Bossardt, Leiter des Bereichs Cyber-Security des Beratungsunternehmens KPMG, erklärt: «Die wirklich ausgefeilten Angriffe auf fremde Computer oder Netzwerke werden oft erst nach mehreren hundert Tagen entdeckt.»
Erhebliche Dunkelziffer
Die grosse Schwierigkeit im Kampf gegen Cybercrime ist einerseits die Komplexität der Fälle. Digitalisierte Kriminalität trete oft international auf, sagt Daniel Nussbaumer, der Leiter des Kompetenzzentrums Cybercrime der Kantonspolizei Zürich. Er steht deshalb im ständigen Austausch mit Polizeikorps in anderen Ländern, wenn es um das Verfolgen von Tätern geht.
Eine weitere Herausforderung ist die Tatsache, dass es bei digitaler Kriminalität eine erhebliche Dunkelziffer gibt. «Wir sind darauf angewiesen, dass uns auch Delikte aus der digitalen Welt gemeldet werden, sonst können wir nicht tätig werden», sagt Nussbaumer.
Im Moment bestehe aber keine gesetzliche Verpflichtung, solche Meldungen zu machen, sagt Matthias Bossardt von KPMG. Und gerade Firmen würden oft mit einer Anzeige zögern: «Sie befürchten, dass eine Untersuchung einen Zusatzaufwand bedeutet, der das Unternehmen lähmt. Und sie fürchten natürlich um ihren Ruf». Doch Transparenz sei wichtig. Nur das würde helfen, das Risiko in den Griff zu bekommen.