Jährlich sterben etwa tausend Menschen an Spitalinfektionen. Nationalrat und FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis sagt, zwar gebe es immer wieder «gravierende Einzelfälle», aber es handle sich dabei nicht um die Spitze des Eisberges. Trotzdem sieht er «Verbesserungsbedarf». Es bestehe Einigkeit im Parlament, mehr für die Qualität in Schweizer Spitälern zu tun. Die Wege dazu seien allerdings unterschiedlich.
So hat die ständerätliche Gesundheitskommission kürzlich eine vom Bund geplante Qualitätsstrategie abgelehnt. Dabei sollten dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) jährlich rund 20 Millionen Franken für entsprechende Projekte bereitgestellt werden. Finanziert würden sie über eine Prämie von 3 Franken 50 pro Jahr über die Versicherten.
«Das ist ein Bürokratie-Monster»
Laut Cassis könne er sich gar einen Prämienzuschlag von 5 Franken pro Jahr vorstellen, «wenn das Geld sinnvoll investiert werde». Beim jetzigen Lösungsvorschlag befürchte er jedoch, dass ein «Bürokratie-Monster» entstehe.
Es dürfe nicht sein, dass Beamte zentralistisch die Qualität verordnen. Vielmehr als das BAG sei dafür die Stiftung für Patientensicherheit geeignet. Die Stiftung ist 2003 vom BAG, der Sozialversicherung und Berufsverbänden gegründet worden. Als Kantonsarzt habe er selber erlebt, dass es meistens schief gehe, «wenn etwas von oben verordnet wird», erklärt Cassis.
Auch Cassis vergass schon Hände zu waschen
An der Rundschau-Theke gestand Cassis ein, dass er als Mediziner schon selber vergessen habe, die Hände zu waschen. Es brauche denn auch «Disziplin, nicht Technologie». Deshalb müsse bei den Leistungserbringern angesetzt werden.
Wirksam seien «einfache und billige Massnahmen». Der frühere Vizepräsident der Ärztevereinigung FHM erklärte weiter: «Todesfälle gehören zur Medizin, auch in anderen Ländern.»