Während der letzten drei Monate hatten rund 150 Forschende aus 18 Ländern Daten und Proben gesammelt. Mit ihrer Hilfe sollen die Auswirkungen von Umweltveränderungen und -verschmutzung auf den südlichen Ozean erforscht werden.
Knowhow aus der Gletscherforschung
Alles gut und schön, fragt sich der Laie, aber hätte es dafür wirklich zwingend eine Schweizer Polar-Mission gebraucht? «Und ob», ist Mario Nottaris überzeugt. Der SRF-Wissenschaftsredaktor begleitete die Expedition auf ihrem ersten Teilstück nach Hobart (Australien). «Denn die Polarforschung ist Schlüsseldisziplin bei Erforschung des Klimawandels und geht deshalb auch sehr wohl uns etwas an.»
Zudem betreibe die Schweiz bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts Gletscherforschung und verfüge deshalb über sehr viel Knowhow, welches man auch in die Polarforschung einbringen könne, so Nottaris. Insgesamt wurde während der Expedition zu 22 Projekten geforscht. Vier davon standen unter der Federführung von Schweizer Forschungsinstitutionen.
- Erforschung der Wechselwirkung von Feinstaub mit Wolken (Paul Scherrer Institut/PSI)
- Erforschung der Artenvielfalt im antarktischen Ökosystem und die Rolle antarktischer Mikroben (Universität Genf)
- Erforschung der Wechselwirkung von Ozean und Atmosphäre (ETH Zürich)
- Forschungen zum sinkenden Salzgehalt des südlichen Ozeans (ETH Lausanne)
«Für das weltweite Klima ist die Polarregion matchentscheidend», so Mario Nottaris. Denn verändere sich das Südpolarmeer, dann verändere sich auch das weltweite Klima. Die Forschung weise hier noch etliche Lücken auf. Denn die meisten Nationen setzten auf feste Forschungsstationen. «Aber um die Arktis herum zu fahren, das gab es schon lange nicht mehr.»
Ist es in Zeiten von Wettersatelliten und Bojen, die Temperaturen und Salzgehalt messen können, noch notwendig ein Schiff zu chartern? «Ja», meint Nottaris und hat auch gleich ein Beispiel parat. «Den Planktongehalt des Wassers kann man sehr gut mittels Satellitenbildern an Hand der Farbe bestimmen.»
Doch bisher hätten die Zahlen im Südpolarmeer dafür nicht gestimmt. «Jetzt wurde zeitgleich vom Schiff und vom Satellit aus gemessen – eine Kalibrierung vorgenommen.» Künftig könne man also aus dem All anhand der Farbe des Wassers exakt auf den Planktongehalt schliessen.
Keine Mail, kein Natel – das macht einen schon halb rasend.
Generell sei die Schweizer Polar-Mission für viele der beteiligten Wissenschaftler die Chance ihres Lebens gewesen. Sie konnten in einer Region forschen, zu der der Grossteil ihrer Kollegen nie Zugang erhalten wird. Dementsprechend fokussiert seien sie auch gewesen.
«Als Journalist störst du eigentlich auf so einem Schiff nur», lautet denn auch eine der Selbsterkenntnisse von Mario Nottaris. Und noch eine persönliche nahm Nottaris mit aus der Antarktis. «An abgelegene Orte zu gehen, dort zu stehen, wo nur sehr selten Menschen hinkommen, das hat schon seinen Reiz und eine gewisse Mystik.»
Allerdings relativiere sich in solchen Momenten auch die romantische Vorstellung von Abgeschiedenheit. «Keine Mail, kein Natel – das macht einen schon halb rasend.»