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Bild 1 von 6. Was tun gegen die Exzesse im Ausgang? Die einen wollen ausgelassen feiern, die anderen ihre Ruhe: Konfliktpotenzial bietet das Nachtleben genug. Vor allem die grossen Schweizer Städte versuchen seit einiger Zeit, die Auswüchse zu bekämpfen – mit unterschiedlichem Erfolg. Was die Städte tun, zeigt die folgende Übersicht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 6. Verkaufsbeschränkungen für Alkohol. Im Kanton Genf darf zwischen 21.00 und 7.00 Uhr kein Alkohol mehr über die Gasse verkauft werden, Tankstellen und Videotheken dürfen gar keinen führen. Tatsächlich gibt es seither weniger schwere Alkoholvergiftungen in den Spitälern. Andere Städte machen die Erfahrung, dass sich die Jugendlichen einfach vorher eindecken. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 6. Zentrale Ausnüchterungszelle in Zürich. Seit 2010 werden Betrunkene hierher gebracht. Sind die Eingelieferten minderjährig, wird die Interventionseinheit SIP aufgeboten, die die Eltern verständigt. Den Betroffenen werden bis zu 950 Franken in Rechnung gestellt. Bilanz bisher: Weniger Aggression in Spitälern, weniger Bürokratie für die Polizei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 6. Einfache Bewilligung für Outdoor-Partys. In Zürich können Partys für höchstens 400 Teilnehmer seit 2012 in einem einfachen Verfahren bewilligt werden. Der Pilotversuch läuft noch diesen Winter. Erfahrung bisher: Weniger illegale Partys, weniger Krawalle. Viele, die früher illegale Partys organisiert haben, liessen sich auf das neue Angebot ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 6. Abschaffung der Polizeistunde. Luzern hat 2009 die Sperrstunde zwischen 4.00 und 5.00 Uhr abgeschafft. So sollen Menschenansammlungen in der Zeit bis zur Wiedereröffnung vermieden werden. Auch Zürich (im Bild: Bar an der Langstrasse) kennt solche Regelungen. Bilanz: Die Menschenansammlungen werden weniger, die Lautstärke ist allerdings nicht wirklich gesunken. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 6. Mehr Polizei, mehr Anzeigen. Mehrere Städte haben spezielle Polizeipatrouillen im Einsatz, die am Wochenende nachts unterwegs sind. In St.Gallen etwa ist jeweils ein Jugendpolizist mit einem Kollegen aus dem Schichtdienst im Einsatz. Bilanz: In den betreffenden Städten wird weniger Gewalt registriert, Klagen von Anwohnern gehen zurück. Kehrseite ist der hohe Personalaufwand. Bildquelle: Keystone.
Auf der Zürcher Langstrasse zeigt sich Wochenende für Wochenende das gleiche Bild: Ein lärmendes Partyvolk fällt ein in das beliebte Ausgehviertel, es fliessen grosse Mengen Alkohol, regelmässig muss die Polizei in kleinere und grosse Rangeleien zwischen den Nachtschwärmern eingreifen.
Wenn es hell wird, sind die Überbleibsel der Nacht oft lange nicht zu übersehen: Scherben, leere Bierdosen, Erbrochenenes.
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Zürich kämpft längst nicht nur auf der Langstrasse gegen die Auswüchse des Nachtlebens – und die grösste Schweizer Stadt ist auch kein Einzelfall. Die negativen Begleiterscheinungen des Partymachens fordern viele Schweizer Städte heraus. In den vergangenen Jahren hatten gleich mehrere Partyexzesse für Schlagzeilen gesorgt.
Die Städte suchten daraufhin den Austausch untereinander: Mitte 2012 wurde eine Arbeitsgruppe beim Schweizerischen Städteverband ins Leben gerufen, die zunächst einmal eine Bestandsaufnahme machte: Welche Probleme gibt es? Wie gehen die Städte dagegen vor? Und: Was hilft wirklich?
Zu viel Alkohol
Ein Bericht der Arbeitsgruppe liegt nun vor. Er zeigt: Als ein Grundproblem machen die Städte den fast uneingeschränkten Zugang zu Alkohol aus. Weiter gebe es «eine Kommerzialisierung des Nachtlebens»: Immer mehr Menschen drängten in den öffentlichen Raum. Konflikte mit Anwohnern sind damit vorprogrammiert.
Vergleicht man die Massnahmen, mit denen die Städte gegen die Auswüchse vorgehen, zeigt sich: Sensibilisierungsaktionen wirken kaum. Was hilft, sind repressive Instrumente – eine Ausnüchterungszelle in Zürich oder das konsequente Anzeigen von Verstössen in St. Gallen.
Erfolgversprechend sind dem Bericht zufolge auch Polizeipatrouillen in Ausgehzonen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden und Ausgehlokalen. Als positives Beispiel wird das «Sicherheitskonzept» der Stadt Bern genannt: Clubs erhalten nur dann eine Überzeitbewilligung, wenn sie gewisse Auflagen erfüllen.
Polizeistunde aufheben?
Einer Aufhebung der Polizeistunde, wie sie manche Städte praktizieren, steht der Verband kritisch gegenüber. Hier müsse jede Stadt möglichst selbst entscheiden können. Erfahrungen aus Luzern zeigten, dass mit verlängerten Öffnungszeiten zwar «hohe Publikumskonzentrationen» wegfielen.
Allerdings gebe es nicht weniger Nachtruhestörungen, denn die Ausgänger bewegten sich über eine längere Zeit im öffentlichen Raum. Lausanne habe gar eine «heure blanche» eingeführt: Um 5 Uhr schliessen alle Clubs während einer Stunde.
Selber mischen
Zur Eindämmung des übermässigen Alkoholkonsums helfen gemäss Städteverband unter anderem Preisaufschläge. Bei den Alcopops ist die Bilanz aber zwiespältig: Seit der Einführung der Sondersteuer würden hochprozentige Alkoholika und Süssgetränke vermehrt selber mischen.
Auch Verkaufsverbote von Alkohol am Abend sind nicht der Weisheit letzter Schluss: Insbesondere Jugendliche deckten sich einfach vor Verkaufsschluss mit Bier oder anderen alkoholischen Getränken ein. Ohnehin sei das «Vorglühen» für viele ein fester Bestandteil des Ausgangs geworden, hält der Bericht fest.