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Schweiz: Zunahme der Jugend-Kriminalität
Aus Tagesschau vom 18.06.2024.
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Gewalt, Pornografie, Diebstahl Neue Zahlen des Bundes: Die Jugendkriminalität nimmt weiter zu

  • Insgesamt wurden im letzten Jahr 23'080 Urteile gegen Jugendliche ausgesprochen.
  • Dies entspricht einer Zunahme von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
  • Seit 2020 zeigt die Kurve nach oben, mit der Ausnahme 2022, als es leicht weniger Delikte gab.

Etwas kleiner als bei Gesamtzahl der Urteile fällt das Wachstum bei den Straftaten aus – letztes Jahr gab es deshalb fünf Prozent mehr Verurteilungen als noch im Jahr 2022, wie das Bundesamt für Statistik mitteilt.

Nach einem Peak im Jahr 2010 mit fast 11'000 Jugendurteilen ging die Zahl zeitgleich mit einem nationalen Präventionsprogramm bis 2015 zwar kontinuierlich zurück. Seither steigt sie aber ebenso kontinuierlich. Seit der Talsohle 2015 hat es über 42 Prozent mehr Jugendurteile nach Strafgesetzbuch gegeben.

Am stärksten zugenommen haben laut dem BFS bei den Jugendlichen die Urteile wegen schwerer Körperverletzung, Raufhandel und Hinderung einer Amtshandlung. Letztere seien in den vergangenen neun Jahren um nahezu das Dreifache gestiegen.

Patrik Killer leitet die Jugendanwaltschaft Zürich und ist Präsident der Schweizerischen Vereinigung der Jugendstrafrechtspflege. Auf die neuesten Zahlen angesprochen, sagt er: «Generell sind die Gewaltstraftaten in den letzten vier Jahren in etwa konstant hoch geblieben. Es gibt aber einzelne Tatbestände, die gegen oben ausschlagen. Einer davon ist die Hinderung einer Amtshandlung. Da versuchen wir mit den Jugendlichen, die zum Teil ein Problem mit der Polizei haben, zu arbeiten. Sie sollen begreifen, dass ein Polizist eine Respektsperson ist und auch so behandelt werden muss.»

Mehr Urteile wegen Pornografie – weniger wegen Betäubungsmittel

Auch die Zeichen der Zeit, also die Allgegenwärtigkeit des Smartphones, schlägt sich womöglich in der Anzahl Jugendurteile nieder.

Jugendliche prügeln sich
Legende: Jugendliche, die zuschlagen, Pornografie verschicken, einbrechen. Solche Straftaten haben laut den neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik in den letzten Jahren deutlich zugenommen. (Symbolbild) KESTONE/Christof Schuerpf

Die Zahl der Verurteilungen wegen strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität hat sich seit 2015 fast verdreifacht. Besonders markant zugenommen haben Jugendurteile wegen Pornografie – diese sind praktisch um das Vierfache gestiegen.

Auf die Gründe für den Anstieg angesprochen, sagt Patrik Killer: «Jugendliche halten sich heute vermehrt in den Sozialen Medien auf. Sie werden immer jünger und verbringen immer mehr Zeit dort. Das Tummelfeld des Internets birgt Gefahren. Pornografie ist ein typischer Tatbestand, welcher im Internet begangen wird.»

Doch auch in anderer Hinsicht fallen die Jüngsten auf: Die Zahl der Straffälligen unter 15 Jahren, die wegen einer Straftat gemäss Strafgesetzbuch verurteilt wurden, hat sich gemäss dem BFS zwischen 2015 und 2023 um 60.2 Prozent erhöht

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Jugendanwalt Patrik Killer über Präventionsmassnahmen
Aus News-Clip vom 18.06.2024.
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Immerhin: Mit Drogen scheinen die Jugendlichen weniger am Hut zu haben. Bezüglich Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz sinken die Zahlen weiter deutlich. Gegenüber 2022 verringerten sich die Jugendurteile wegen Betäubungsmittelhandel und -konsum um 19.7 Prozent bzw. 12.9 Prozent.

Weniger Erwachsene verurteilt

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Bei den Erwachsenen hat es 1.4 Prozent weniger Verurteilungen gegeben. 2023 sind bei diesen 102'822 Urteile wegen eines Verbrechens oder Vergehens gegen das Strafgesetzbuch, das Strassenverkehrsgesetz, das Ausländer- und Integrationsgesetz oder das Betäubungsmittelgesetz ins Strafregister eingetragen worden.

Am stärksten nahmen bei Erwachsenen die Verurteilungen wegen Betäubungsmittelhandels ab, dort setzte sich der 2015 begonnene Abwärtstrend (minus 14.2 Prozent gegenüber dem Vorjahr) fort. Gegenüber 2015 bedeute dies eine Abnahme um 45.8 Prozent.

Zu einer Zunahme ist es hingegen bei den Vermögensstraftaten gekommen. Dort wurde laut BFS beispielsweise bei den Verurteilungen wegen Diebstahls im Jahr 2023 ein Anstieg um 23.9 Prozent gegenüber 2022 verbucht.

2023 enthielten 69.7 Prozent der Strafurteile eine bedingte Geldstrafe, in 89.6 Prozent dieser Fälle wurde zudem eine Busse verhängt, wie es weiter hiess. Die Zahl der ausgesprochenen Landesverweisungen sei zwischen 2022 und 2023 mit 1974 stabil geblieben. Bei 91.7 Prozent handelte es sich um obligatorische Landesverweisungen wegen einer Straftat.

Tagesschau, 18.06.24, 12:45 Uhr ; 

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