Lohnerhöhungen waren in den letzten Jahren nur wenigen vergönnt. Die Arbeitgeber wollten von Lohnerhöhungen nichts hören und argumentierten mit dem starken Schweizer Franken und dem schwachen Export. Jetzt ist die Wirtschaftslage aber anders. Und so sieht der Gewerkschaftsdachverband Travail Suisse mehr Chancen für mehr Lohn – und zwar für alle.
Der Wirtschaftsmotor brummt, die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft sind positiv. Davon sollten auch die Arbeitnehmenden profitieren, sagt Gabriel Fischer. Er ist Leiter der Wirtschaftspolitik beim Gewerkschaftsdachverband Travail Suisse. «Wir haben festgestellt, dass in den letzten Jahren sehr bescheidene Lohnerhöhungen gewährt wurden. Deshalb sehen wir hier – im Zusammenhang mit den positiven Wirtschaftsaussichten – einen gewissen Nachholbedarf.»
Deshalb sollten durchschnittlich zwei Prozent mehr Lohn drin liegen, fordert Travail Suisse. Bei einer erwarteten Teuerung von einem halben Prozent, würde das 1,5 Prozent mehr Reallohn bedeuten.
Arbeitgeberverband: «Lohnforderungen sind berechtigt»
Tatsächlich laufe die Wirtschaft rund, räumt auch Roland Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, ein. «Daher sind wir ja auch nicht gegen Lohnerhöhungen. Und Lohnforderungen sind an sich nichts Schlechtes, sie sind berechtigt. Aber man muss differenzieren wo.» Nicht in allen Branchen liege gleich viel drin. In der Baubranche beispielsweise, verdüsterten sich die Aussichten. Und auch im Bankensektor gebe es noch viele Probleme.
Auch Fischer von Travail Suisse akzeptiert branchenspezifische Unterschiede. Aber innerhalb einer Branche sollten alle Angestellten von einer Lohnerhöhung profitieren. «Generelle Lohnerhöhungen haben den Vorteil, dass sie allen Arbeitnehmern zu Gute kommen», sagt Fischer. So komme es nicht zu intransparenten und willkürlichen Verteilungen. «Berücksichtigt man zudem die Teuerungsprognose fürs kommende Jahr, dann ist die Erhöhung notwendig, um die Kaufkraft der Arbeitnehmer zu erhalten.»
Das kommende Jahr wird es zeigen
Wer mehr im Portemonnaie hat, kaufe auch mehr ein, so die Argumentation des Gewerkschafters. Und weil der private Konsum eine wichtige Stütze der Schweizer Wirtschaft ist, profitierten letztendlich alle von Lohnerhöhungen.
In den nächsten Wochen wird auch der zweite Dachverband, der Schweizerische Gewerkschaftsbund, seine Forderungen auf den Tisch legen. Die Verhandlungen beginnen im Herbst. Was aus den sommerlichen Forderungen der Gewerkschaften geworden ist, wissen die Arbeitnehmenden Ende Jahr.