Der Gotthard-Basistunnel beeindruckt mit Superlativen: Derzeit ist er mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt. Gleichzeitig ist er mit einer Felsüberdeckung von bis zu 2300 Metern auch der tiefste.
Ausbruch-Material wiederverwerten
Ab 1999 waren bis zu 2600 Arbeiterinnen und Arbeiter im Berg beschäftigt – bei Temperaturen von bis zu 50 Grad. Neun Menschen verloren beim Bau des Gotthard-Basistunnels ihr Leben.
Insgesamt wurden 28,2 Millionen Tonnen Gesteinsmaterial aus dem Berg gebrochen. Das entspricht rund 560'000 Eisenbahnwagen oder einem Zug von rund 7200 Kilometern Länge. Ein grosser Teil dieses Gesteins wurde aufbereitet und als Beton wieder im Tunnel eingebracht. Mit gut drei Millionen Tonnen wurde vor Flüelen Neuland geschaffen: Die Lorelei – ein kleines Insel-Archipel mit Naturschutz- und Badeinseln.
Im Tunnelbau weiss man nie genau, was auf einen zukommt.
Bauherrin des Gotthard-Basistunnels ist die AlpTransit Gotthard AG. Sie führte in den letzten Monaten rund 2500 Testfahrten durch. Selbst zwei Wochen vor der offiziellen Eröffnung des Tunnels wird dieser immer noch getestet.
«Im Tunnelbau weiss man zwar nie genau, was auf einen zukommt. Aber im Grossen und Ganzen haben sich die Vorhersagen der Geologen bewahrheitet», sagte Renzo Simoni, der Geschäftsführer der AlpTransit Gotthard AG am Dienstag im Gespräch mit dem Regionaljournal Zentralschweiz von Radio SRF. Simoni bestritt den Auftakt der Themenwoche, jeweils live aus dem Besucherzentrum in Erstfeld.
Mehrkosten sind gerechtfertigt
Im Tunnel herrschen Temperaturen über 40 Grad. Das wurde beim Bau zu einer der grossen Herausforderungen. Denn laut Vorgaben darf die Temperatur am Arbeitsort nicht höher als 28 Grad sein. «Das war ein enormer Aufwand, die Arbeitsumgebung zu kühlen», so der ATG-Chef weiter.
Renzo Simoni verteidigte auch die Mehrkosten, die beim Bau der Neuen Alpentransversale entstanden sind: In der Abstimmungsvorlage vor rund 20 Jahren war noch von Kosten von rund 13 Milliarden Franken die Rede gewesen; für die ganze Neat, mit Gotthard, Lötschberg- und Ceneri-Tunnel. Heute geht man von rund 24 Milliarden Franken aus, welche das Grossprojekt verschlingt.
«Diese Kosten-Entwicklung ist mit mehreren Aspekten erklärbar. Zum Beispiel führte die Verschiebung des Nordportals dazu, dass der Gotthard-Basistunnel 7,5 Kilometer länger wurde als ursprünglich beschlossen. Das verteuert das Ganze», führte Simoni aus.
Täglich dutzende Fragen beantworten
Ein weiterer Live-Gast in Erstfeld war am Dienstag Alois Bissig. Er führt seit acht Jahren Besuchergruppen durch die Umgebung des Gotthard-Basistunnels. Bissig sagt: «Je weiter die Bauarbeiten fortschritten, desto vielfältiger wurden die Fragen.»
So hätten anfänglich vor allem die Baukosten oder die Erdbebensicherheit interesessiert. Später seien beispielsweise auch Fragen zur Bahntechnik dazu gekommen. «Bei den dutzenden Fragen, die wir Führer täglich beantworten dürfen, gibt es immer wieder auch solche, die wir schlicht nicht aus dem Stegreif beantworten können», so Alois Bissig schmunzelnd.
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