Seit 2008 ist der ehemalige Genfer SP-Nationalrat Jean Ziegler für den beratenden Ausschuss des UNO-Menschenrechtsrates tätig. Am Donnerstag soll er erneut als Experte gewählt werden. Doch prompt zum Wahltermin schwappt eine massive Kritikwelle über Ziegler. Denn der Globalisierungsgegner polarisiert: So ist zum Beispiel sein Verhältnis zum früheren lybischen Diktator Muammar al-Gaddafi noch immer ungeklärt.
Nun behaupten seine Gegner, sie hätten neue Beweise, um Zieglers Nähe zu Gaddafi zu bestätigen. So habe der ehemalige Nationalrat vor elf Jahren den so genannten Gaddafi-Menschenrechtspreis angenommen – ein Propagandapreis des Machthabers. Zu den Preisträgern gehörten unter anderem auch Holocaust-Leugner und Diktatoren.
Tatsächlich erhielt Ziegler 2002 die entsprechende Medaille von Gaddafi umgehängt, wie eine Aufnahme nun beweist. Nach einem 72-stündigen Ultimatum an Ziegler hat die Organisation UN Watch entsprechende Bilder veröffentlicht. Die Organisation wird von jüdischen Kreisen unterstützt. Zuvor verlangte die Gruppierung von Ziegler, dass er eingestehe, das Schweizer Volk angelogen zu haben.
Doch Ziegler widerspricht: «Ich habe den Preis erhalten, aber sofort nach 24 Stunden zurückgegeben. Sergio Vieira de Mellos, Hochkommissar für Menschenrechte, ist ein sehr guter Freund von mir. Er kam zu mir und sagte: Du gibst den Preis sofort zurück. Und das hab ich getan.» Zuvor behauptete Ziegler stets in verschiedenen Medieninterviews, den Preis abgelehnt zu haben.
Ziegler sieht sich als Opfer einer Kampagne
Der UNO-Berater sieht sich selbst als Opfer einer Kampagne, da er seit Jahren Israels Politik in den Palästinenser-Gebieten scharf kritisiert. Er ist sich sicher, würde er der israelischen Regierung applaudieren und sagen, die Palästinenser seien sehr glücklich über die israelische Besatzung, dann würde die Diffamierungskampagne auf der Stelle gestoppt.
SVP-Nationalrat Maximilian Reimann, Mitglied der aussenpolitischen Kommission, sieht dies anders. Seiner Meinung nach sollte Ziegler angesichts der neu präsentierten Tatsachen auf das Amt als Berater im UNO-Menschenrechtsrat verzichten.