Am Tag der Arbeit gingen im Kanton Freiburg die Lehrer auf die Strasse. Ihr Anliegen: eine Weisung des Kantons, die ab nächstem Jahr gelten soll. Demnach sollen Lehrer auf Kindergarten- und Primarstufenniveau nicht mehr in Kleinpensen von 20 oder 30 Prozent arbeiten dürfen.
Eine Weisung, die für grossen Unmut sorgt. Selbst die Präsidentin der Schulleiter im Kanton Freiburg, Karin Walthert, erachtet sie als unsinnig, wie sie gegenüber SRF4 News sagt.
Kritik auch von ganz oben
Lehrerverbandspräsident Beat Zemp sieht es ähnlich wie die kantonale Schulleiterpräsidentin. Zwar habe er Verständnis für das Anliegen des Kantons, aber eine sinnvolle Lösung sei es trotzdem nicht. «In der Praxis braucht es genügend Spielraum beim Einsatz des Personals», sagt er im Gespräch mit SRF4 News.
Zemp weist darauf hin, dass diese Weisung in der Schweiz einmalig ist. «Sie frustriert das heutige Personal, ist frauenfeindlich und kontraproduktiv.» Sie mache den Lehrerberuf unattraktiv.
Und er ergänzt: «Würde man diese sture Regelung schweizweit einführen, dann können wir das Bildungssystem in der heutigen Form nicht aufrecht erhalten.» Denn etwa zwei Drittel der Lehrer in der Schweiz arbeiteten teilzeit.
Inspektoren in die Pflicht nehmen
Der Verbandspräsident empfiehlt den Verantwortlichen, nochmals über die Bücher zu gehen und andere Lösungen in Betracht zu ziehen. Der Kanton Zürich beispielsweise habe ein Pilotprojekt. Dieses erlaubt auf Primarstufe maximal zwei Lehrpersonen für eine Klasse. In gegenseitiger Absprache können sie sich die Pensen aufteilen und als «starkes Führungsduo» auftreten.
Die Freiburger Schulpräsidentin wünscht sich, dass die Schulleitungen und -inspektoren in die Pflicht genommen werden. Sie sollen die Stundenpläne kontrollieren, um zu viele Kleinpensen zu verhindern.