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Armut in der Schweiz Hunderttausende leben in Armut

Fachleute diskutieren heute an der nationalen Konferenz gegen Armut über deren Bekämpfung. Unbestritten ist: Es gibt Armut in der Schweiz. Umstritten ist allerdings, wer zu den wirklich armen Menschen zu zählen sei.

Jede 15. Person in der Schweiz ist arm, heisst es beim Bundesamt für Statistik. Das entspricht etwas mehr als einer halben Million Menschen. Der Ökonom Rainer Eichenberger von der Uni Freiburg hält dies für übertrieben.

Denn gemäss dieser Statistik gelte auch ein Student als arm, obwohl dieser sich daran gewöhnt habe, mit 1500 Franken pro Monat durchzukommen, etwa, weil er in einer WG lebe. «Trotzdem gilt er gemäss Statistik als arm», so Eichenberger.

Caritas: Es sind viel mehr!

Laut der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe ist arm, wer als Einzelperson von seinem monatlichen Einkommen die Wohnungsmiete und die Krankenkasse abzieht und dann mit weniger als 1000 Franken dasteht. So rechnet auch das Statistikamt. Leben könne man in vielen Fällen aber auch mit weniger, sagt Eichenberger.

Der Direktor des Hilfswerks Caritas Schweiz, Hugo Fasel, hält eine solche Aussage für geradezu unanständig, denn schliesslich seien Studenten Spezialfälle. Sie kämen während ein paar Studienjahren zwar mit wenig Geld aus, würden danach aber umso mehr verdienen.

Bei Alleinerziehenden und über 50-jährigen ohne Job hingegen werde die Armut heute sogar unterschätzt. Deshalb seien die laut Statistik gut 500'000 Armen viel zu knapp berechnet: «In der Schweiz zählt man 600'000 bis 1'000'000 Armutsbetroffene», so Fasel.

Was ist ein «anständiger» Lebensunterhalt?

Klar ist: Es lässt sich nicht haargenau festlegen, was neben dem Essen, einem Dach über dem Kopf und der Krankenkasse zu einem halbwegs anständigen Lebensunterhalt dazugerechnet werden muss. Das ist letztlich eine politische Ermessensfrage.

Nach Rücksprache mit verschiedenen Experten lässt sich jedoch sagen: Die Berechnungsgrundlage des Bundesamtes für Statistik erscheint durchaus als angemessen.

Schweizer Ungleichheit: Wenige besitzen ganz viel

Hunderttausende leben also in Armut. Gleichzeitig ist die Schweiz das Land mit den höchsten durchschnittlichen Privatvermögen weltweit. Die Vermögen sind ungleich verteilt: Die reichsten 2 Prozent besitzen rund 850 Milliarden Franken. Die übrigen 98 Prozent teilten sich ungefähr gleichviel. Das heisst: 2 Prozent besitzen rund die Hälfte des gesamten Vermögens.

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