In der Schweiz sterben mehr Menschen durch Suizid als im Strassenverkehr. Unhaltbar findet das Bundesrat Alain Berset: «Wir haben viel zu viele Personen, die sich das Leben nehmen. Junge auch, die Probleme haben.»
Bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren zum Beispiel ist jeder vierte Todesfall ein Suizid. Dabei liessen sich viele Tragödien verhindern, meint Berset: «Nur schon zu sensibilisieren, darüber zu diskutieren, darüber zu berichten, dass es auch Lösungen gibt. Es gibt Wege, die man gehen kann, um Hilfe zu bekommen. Schon das ist ein wichtiger Schritt.»
«Oft nur ein vorübergehender Wunsch»
Das unterstreicht auch die Basler Psychiatrieprofessorin Gabriela Stoppe. Sie ist Präsidentin von Ipsilon, der Dachorganisation aller Institutionen, die suizidgefährdeten Menschen zu helfen versuchen: «Der Wunsch sich zu töten, ist ja oft nur eine kurze Zeit und vorübergehend. Und manchmal ist es schon allein wichtig, über diese Zeit der Krise hinwegzukommen.»
Es gibt in der Schweiz zahlreiche Beratungs- und Notfallangebote. Sie noch bekannter und für Menschen in Krisensituationen leichter zugänglich zu machen, ist ein Ziel des Aktionsplanes Suizidprävention des Bundes. Weiter sollen bauliche Massnahmen unterstützt werden, die Selbsttötungen erschweren: Schutzgitter, Geländer, Fangnetze.
Wichtige Grundsätze
Es braucht zudem einen sorgfältigeren Umgang mit Medikamenten sowie mehr Anstrengungen, um die grosse Zahl frei verfügbarer Waffen zu verkleinern. Darüber hinaus sollen Jugendliche lernen, verantwortungsvoll mit sozialen Medien umzugehen, um Mobbingopfer zu vermeiden.
Alles wichtige Grundsätze, findet Gabriela Stoppe – zum ersten Mal anerkenne der Staat seine Verantwortung im Bereich der Suizid-Prävention: «Das ist ein grosser Schritt. Und es wäre natürlich noch schöner, wenn alles davon auch umgesetzt wird und die entsprechenden, auch finanziellen, Mittel dafür gesprochen werden.»
«Ein ambitioniertes Ziel»
Bis 2030 soll die Zahl der Suizide um einen Viertel gesenkt werden – 300 Tote weniger als heute. Nicht einfach, sagt Bundesrat Berset, aber möglich: «Das ist ein ambitioniertes Ziel. Aber ich glaube das ist auch realistisch.»
Den Aktionsplan umsetzen müssen nun Fachorganisationen und die Kantone. Der Bund hilft mit Koordination, Fachwissen und später vielleicht auch mit Geld.