Im Jahr 2012 lag die Quote aufgelöster Lehrverträge bei insgesamt bei 28,8 Prozent. Dabei reicht die Spanne von wenigen Prozenten – wie bei Sport- und Fremdenverkehrsberufen – bis zu einer satten Hälfte aller abgeschlossenen Verträge, wie das im Gastgewerbe beispielsweise der Fall ist. Dies belegen neue Zahlen des Bundesamts für Statistik, die «10vor10» vorliegen.
Patrizia Staub ist von der hohen Anzahl an Lehrvertragsauflösungen nicht überrascht. In der Sendung «10vor10» nennt die Laufbahnberaterin beim Berufsinformationszentrum (BIZ) in Zürich die Hauptgründe für Lehrvertragsauflösungen: «Falsche Berufswahl, ungenügende Leistungen in der Schule oder jemand lässt sich am Arbeitsplatz etwas zu Schulden kommen, klaut zum Beispiel.»
Weil Lehrlinge oft an schlechten Leistungen in der Schule scheitern, bietet Lehrmeister Renzo Canonica seinen Lehrlingen wenn nötig im Betrieb Nachhilfestunden. Das Ausbildungszentrum Winterthur (AZW), das rund 400 Lehrlinge ausbildet, habe unter anderem deshalb sehr wenig Lehrlinge, die ihren Vertrag vorzeitig auflösen müssen, ist Canonica überzeugt.
Canonica ist Vorstandsmitglied der Lehrmeistervereinigung ALMEZ und fordert, dass die praktische Arbeit in einer Lehre wieder stärker gewichtet wird, so dass auch schwächere Schüler, die gute Praktiker sind, eine Chance haben. «In der Schule kann man später in der Weitbildung immer noch dazulernen.»
Jeder 10. Lehrling bleibt auf der Strecke
Dr. Evi Schmid vom Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB hat Lehrlinge befragt, die ihren Vertrag auflösen. Sie sagt, einen Lehrvertrag auflösen heisse nicht, dass jemand die Lehre abbreche.
Die Erkenntnis ihrer Studie in den Kantonen Bern und Zürich: Die meisten Lehrlinge wechseln den Betrieb oder das Niveau der Lehre und fahren spätestens nach einem Jahr mit der Ausbildung weiter. Jeder dritte Lehrling hat jedoch nach drei Jahren immer noch keine neue Stelle.