Arbeitslosigkeit kann Menschen in den Suizid treiben. Das ist hinlänglich bekannt und mehrfach wissenschaftlich belegt. Die Universität Zürich geht nun einen Schritt weiter und hat Daten aus 63 Ländern im Zeitraum zwischen 2000 bis 2011 ausgewertet. Die Studie ist soeben in der Zeitschrift «The Lancet Psychiatry» online publiziert worden.
Schweiz unter dem Durchschnitt
Fazit: Schätzungsweise fast eine Million Menschen sterben weltweit pro Jahr durch Suizid. Jeder fünfte Suizid steht dabei direkt oder indirekt mit Arbeitslosigkeit in Verbindung. Das ist auch bei unseren Nachbarn Deutschland, Italien und Frankreich der Fall. «In der Schweiz hingegen ist jeder siebte Suizid mit Arbeitslosigkeit in Verbindung zu bringen», sagt Studienautor Carlos Nordt gegenüber SRF News.
Der Grund, weshalb sich in der Schweiz weniger Menschen das Leben nehmen, weil sie keine Arbeit haben oder jemand in ihrem Umfeld von Arbeitslosigkeit betroffen ist, liege an der tiefen Arbeitslosenquote. Auch in Österreich (mit vergleichbarer Arbeitslosenquote) stehe nur rund jeder siebte Suizid mit Arbeitslosigkeit in Verbindung.
Gesundes Arbeitsklima entscheidend
Der Autor warnt jedoch – auch in der Schweiz gebe es Handlungsbedarf: «In Ländern wie der Schweiz oder Österreich ist die jeweilige Verunsicherung bei leicht steigender Arbeitslosigkeit grösser als in Ländern, die seit Jahren mit einer hoher Arbeitslosenquote konfrontiert sind.» Deshalb sind laut dem Forscher auch in Ländern mit tieferer Arbeitslosigkeit Investitionen in Programme erforderlich, die Personen in den Arbeitsmarkt integrieren und ein gesundes Arbeitsklima fördern.
Trauriger Spitzenreiter bei der Suizidrate in Verbindung mit Arbeitslosigkeit ist der Baltikumstaat Litauen. Jeder vierte Litauer, der sich das Leben nimmt, begeht den Suizid weil er oder eine Bezugsperson ohne Arbeit ist. Auch im Krisenland Griechenland wird jeder vierte Suizid wegen Arbeitslosigkeit begangen – die absolute Zahl liegt hier aber um einiges tiefer als in Litauen.