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Mehr bewaffnete Jugendliche im Ausgang
Aus Rendez-vous vom 21.06.2024. Bild: Keystone/Thomas Banneyer
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 6 Sekunden.

Jugend und Gewalt Messer im Ausgang soll «uncool» werden

Vorfälle mit Stichwaffen unter Jungen nehmen zu. Mehr Kontrollen und Prävention sind weiterhin erste Wahl vor Verboten.

Sommer, schönes Wetter, Fussball-EM und andere Events. Das lädt dazu ein, die Abende mit Freunden draussen zu verbringen. Für viele Polizistinnen und Polizisten bedeutet dies jedoch eher Stress und Mehrarbeit. Denn wenn alle draussen unterwegs sind, steigt auch das Gewaltpotential.

Rechtzeitig auf die Sommertage hin hat deshalb die Kantonspolizei Basel-Stadt die Präventionskampagne gegen Messergewalt vom letzten Jahr wieder lanciert. Mit Plakaten und in den sozialen Medien werden Jugendliche angesprochen.

Oft wird das Messer ohne viel zu denken eingesteckt. Und dann ist die Gelegenheit schon im Sack.
Autor: Daniel Sollberger Leiter Jugend- und Präventionspolizei der Stadt Basel

Das Ziel formuliert Daniel Sollberger, Leiter der Jugend- und Präventionspolizei der Stadt Basel, wie folgt: Jugendliche sollen sich entscheiden, das Messer zu Hause zu lassen: «Oft wird es einfach eingesteckt, ohne sich über mögliche Probleme Gedanken zu machen. Und dann ist die Gelegenheit schon im Sack.»

Die Hauptaussage der Kampagne mit dem Slogan «Dinni Muetter wott dich nöd im Knascht bsueche...» ist denn auch, das Messer zuhause zu lassen. Auch im Kanton Zürich wird das entsprechende Präventionsvideo an Schulen gezeigt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Basler Präventionspolizist Sollberger ist überzeugt, dass diese Sensibilisierungskampagne etwas bringt, auch wenn es sich nicht in Zahlen messen lässt.

Jugendlicher mit Messer.
Legende: Einer von fünf Jugendlichen führt heute laut neusten Zahlen eine Stichwaffe in der Öffentlichkeit mit. Fast wöchentlich sticht einer zu – mit schweren oder gar tödlichen Folgen. (Symbolbild). Keystone/Martin Ruetschi

Die Polizeikorps lassen es aber nicht auf Präventionskampagnen beruhen. Sie kontrollieren auch vermehrt Jugendliche, ob sie im Ausgang ein Messer tragen. Im letzten Jahr wurden so allein im Kanton Zürich 1500 Messer beschlagnahmt.

Die meisten Stichwaffen sind nicht illegal, können aber präventiv eingezogen werden. Die Messer können dann zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Polizeiposten abgeholt werden. «Im Ausgangsbereich mit vielen Menschen, Spiel, viel Alkohol und ausgelassener Stimmung hat das Messer einfach nichts zu suchen», betont Sollberger.

Messertragverbot als Lösung?

Die Basler Präventionskampagne und den präventiven Einzug von Messern hält auch Dirk Baier für sinnvoll. Wunder dürften davon aber nicht erwartet werden, sagt der Gewaltforscher am Institut für Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW.

Was aber, wenn die Prävention nicht mehr oder zu langsam wirkt? Könnten da nicht ein generelles Messertragverbot oder zumindest Messerverbotszonen in Innenstädten helfen?

Laut Baier haben Modellversuche kein eindeutiges Ergebnis hinterlassen: «In der Stadt Leipzig wurde die Waffenverbotszone kürzlich wieder aufgehoben. In Wiesbaden berichtet man über eher positive Erfahrungen. Es braucht unabhängig von solchen Verbotszonen Polizei, die junge Menschen anhält, kontrolliert und Messer einzieht.»

Nicht als cool und stark soll das Messer in der Tasche gelten, sondern als Zeichen von Schwäche und als Versagermerkmal.
Autor: Dirk Baier Gewaltforscher, Institut für Kriminalprävention ZHAW

Am wichtigsten wäre es laut Baier, das Aufrüsten von Jugendlichen wieder zu stoppen. Der stärkste Einflussfaktor, ein Messer mitzuführen, komme aus der Gruppe der Gleichaltrigen. Dieser Druck führe dann zu einer gewissen Eigendynamik.

Es gelte also, das Bild vom Messerträger zu ändern: «Nicht als cool und stark soll das Messer in der Tasche gelten, sondern als Zeichen von Schwäche und als Versagermerkmal.» Messertragen müsse «uncool» gemacht werden. Das könne die Prävention mit langem Atem erreichen, aber sicher nicht von heute auf morgen.

Rendez-vous, 21.06.2024, 12:30 Uhr

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