Schöne neue Medienwelt: Mit dem Smartphone können wir jederzeit und überall auf alle Online-Angebote der Medien zugreifen. Und immer mehr Menschen tun dies auch. Die mobile Mediennutzung nimmt stark zu. Aber das habe auch negative Seiten, sagt Medienwissenschaftler Mark Eisenegger.
Er gibt mit seinem Team an der Universität Zürich das Jahrbuch Qualität der Medien heraus. «Mobil dominiert der Konsum von News, die sich auf kurze Beiträge bezieht. Und es dominiert eher leichte, seichte Kost.» Gemeint sind etwa Nachrichten über Hollywoodstars, Unfälle und Verbrecher oder lustige Katzenvideos.
«Ich lese einfach 20 Minuten und dann ist gut»
Eisenegger kritisiert diese Tendenz zum seichten Kurzfutter, weil daneben die komplexen politischen Themen zu kurz kommen, wie er sagt. Es überwiege «ein Journalismus, bei dem man die Bürger alleine lässt, komplexe Dinge nicht einordnet oder erklärt». Das sei natürlich nicht gut.
Was die Wissenschaftler herausgefunden haben, deckt sich mit dem Ergebnis einer Strassenumfrage zum Thema, was die Leute am liebsten auf dem Handy lesen: «Ich lese einfach 20 Minuten und dann ist gut», lautet der Tenor unter den Passanten.
Die Nutzungssituation – unterwegs im hektischen Verkehr – bestimmt demnach, was wir lesen. Das sieht auch dieser junge Mann so: «Wenn man zum Beispiel im Tram sitzt und nur fünf Minuten Zeit hat, knallt man sich schnell News rein.» Wenn man irgendwo am Strand liege, habe man dafür gerne einmal «Die Zeit» in der Hand. «Dann hat man die Musse, solche Texte zu lesen.»
Junge Leute mit Informationen unterversorgt
Zeit und Musse haben die Leute aber immer weniger – und konsumieren deshalb mehr Bildstrecken und Kurznachrichten. Das bedeutet auch: Was häufiger angeklickt wird, wird auch mehr angeboten. Denn die Medienhäuser achten genau darauf, welche Inhalte am stärksten genutzt werden, weil sie auf dem Werbemarkt bestehen müssen. Folglich bieten sie noch mehr Katzenvideos und Prominews an.
Die Jungen müssen lernen, qualitativ gute von weniger guten Medien zu unterscheiden.
Der Medienwissenschaftler stellt fest, dass es gerade um den Informationsstand der jungen Menschen schlecht steht: «Das ist, was mir staatspolitisch Sorge bereitet. Wir verlieren die Jungen für den Informationsjournalismus.»
Eisenegger befürchtet, «dass die Jungen in Bezug auf ihre politischen Rechte, die sie wahrnehmen sollten, unterversorgt sind, was Informationen anbelangt». Er fordert deshalb dringend, dass an den Schulen mehr Wert auf Medienkompetenz gelegt werde. Die Jungen müssten lernen, qualitativ gute von weniger guten Medien zu unterscheiden. Das sei heutzutage noch viel zu wenig der Fall.