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Schweizer Baumeisterverband kontert Gewerkschaften
Aus Tagesschau vom 18.06.2024.
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Knatsch auf dem Bau Baumeister und Gewerkschaften streiten wegen Millionenbeträgen

Der Baumeisterverband wirft den Gewerkschaften vor, diese kassierten zu Unrecht Millionenbeiträge. Die Vorwürfe seien haltlos, kontern die diese.

Vor kurzem kritisierten die Gewerkschaften die Baumeister, weil die Hälfte aller Bauarbeiter nicht mehr Lohn bekommen habe dieses Jahr. Jetzt drehen die Baumeister den Spiess um und kritisieren die Gewerkschaften: Diese würden verhindern, dass alle Bauarbeiter mehr Geld im Portemonnaie hätten. «Die Gewerkschaften beklagen, dass der Kaufkraftverlust stattfindet, dass Krankenkassen teuer werden und verlangen mehr Lohn kollektiv für alle. Es sind genau dieselben Organisationen, die absolut keine Hemmungen haben bei Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern Gelder einzukassieren und dann mehrere Millionen dieser Gelder zu nehmen und in den eigenen Sack zu stecken», sagt Bernhard Salzmann, Direktor Schweizerischer Baumeisterverband.

Mitglieder profitieren

Konkret geht es um den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) des Bauhauptgewerbes. Allen, die im Bauhauptgewerbe arbeiten, wird ein Teil ihres Lohnes abgezogen – nämlich 0.7 Prozent. Zusammen mit Arbeitgeberbeiträgen landet dieses Geld in einem Fonds von jährlich rund 50 Millionen Franken. Das Geld aus diesem Fonds ist zweckgebunden: Es darf für Aus- und Weiterbildung und für die Kontrolle, ob der GAV eingehalten wird, verwendet werden.

Ob Gewerkschaftsmitglied oder nicht, diese Lohnabzüge werden bei allen fällig. Gewerkschaftsmitglieder können jedoch gemessen an ihrem Mitgliederbeitrag bis zu 80 Prozent zurückfordern. So fliessen jedes Jahr rund sechs Millionen Franken zurück an Gewerkschaftsmitglieder. Unter dem Strich bezahlen diese Bauarbeiter nur noch sehr wenig für ihre Mitgliedschaft auf Kosten aller Nichtmitglieder. Denn ingesamt fliessen so 6 Millionen Franken aus dem Fonds zurück an Gewerkschaftsmitglieder. «Wenn Gelder, die für Bildung und Lohnschutz vorgesehen sind für Mitglieder-Rabattierungsprogramme gebraucht werden, dann ist das eine Zweckentfremdung und die ist nicht okay», so der Direktor des Baumeisterverbandes.

Gewerkschaft spricht von gängiger Praxis

Völlig falsch, kontern die Gewerkschaften. «Das sind vollkommen haltlose Vorwürfe und es ist ein Angriff auf die Sozialpartnerschaft insgesamt», sagt Nico Lutz, Leiter Sektor Bau der Gewerkschaft Unia. Solche Rückerstattungen seien dazu da, dass auch Nichtmitglieder von Gewerkschaften nicht einfach als Trittbrettfahrer von Gesamtarbeitsverträgen profitierten, ohne dafür etwas bezahlen zu müssen. Gäbe es solche Rückerstattungen nicht, müssten Gewerkschaftsmitglieder quasi doppelt bezahlen: in Form von Lohnabzügen und zusätzlich den vollen Mitgliederbeitrag der Gewerkschaften. Solche Rückerstattungen seien deshalb eine völlig gängige Praxis in verschiedenen Branchen. «Es ist nicht eine Rückerstattung an die Gewerkschaft, sondern es ist eine Rückerstattung an die Mitglieder, damit diese nicht zweimal bezahlen müssen», sagt Lutz.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft bestätigt auf Anfrage, dass solche Rückerstattungen zulässig seien, sofern diese nicht ein «gewisses Mass» übersteigen würden, und man sehe keinen Anlass für eine vertiefte Überprüfung. Der Verband der Baumeister will sich deshalb jetzt politisch dafür stark machen, dass solche Rückerstattungen bei allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsverträgen in Zukunft faktisch verboten werden. In einer Vernehmlassung zu neuen Bestimmungen bei GAV hat der Verband dieses Anliegen bereits deponiert.

Tagesschau, 18.6.24, 19:30 Uhr

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