Im Süden der Schweiz steige die Zahl der Flüchtlinge in diesen Tagen massiv an, sagt Bundesrat Ueli Maurer. In Chiasso und auf der Route über die italienische Stadt Domodossola nach Brig sei man nahe an Rekordzahlen. Das Grenzwachtkorps im Tessin sei deshalb mit zusätzlichem Personal verstärkt worden. «Wir müssen dort zunehmend im 24-Stunden-Betrieb arbeiten», sagt Maurer, der oberste Chef des Grenzwachtkorps. «Migranten kommen jetzt eher gegen Mitternacht und nicht mehr während des Tages.»
Sorgen macht dem Finanzminister zudem, dass sich eine lange gehegte Befürchtung nun zu bewahrheiten scheine: Flüchtlinge würden neuerdings über die Bündner Südtäler illegal in die Schweiz einreisen, um weiter nach Deutschland oder Österreich zu kommen. Dafür gebe es erste Anzeichen, sagt Maurer. «Die Schlepper tasten jetzt wohl ab, ob das besser geht als über Chiasso.»
«Problemlos zu bewältigen»
Er befürchte, dass in den nächsten Tagen zunehmend Flüchtlinge über das Puschlav und das Münstertal in die Schweiz kommen würden, sagt Maurer. Trotzdem: Noch sei die Situation für das Grenzwachtkorps problemlos zu bewältigen.
Medienberichte, wonach er und sein SVP-Bundesratskollege Guy Pamelin einen Antrag für einen Armeeeinsatz an der Grenze vorbereiten würden, dementiert Maurer. Denn 80 bis 90 Prozent der Migranten kämen mit normalen Zügen an, sodass sie gezählt und registriert werden könnten. «So lange die Situation so bleibt – und man an Schengen festhält – sehe ich im Moment keinen Einsatz für die Armee.»
«48 Stunden Behandlungsfrist»
Maurer würde lieber bei der Abschreckung ansetzen. «Wir könnten etwa bei Asylsuchenden aus afrikanischen Ländern eine Behandlungsfrist von 48 Stunden einführen, wie wir das beim Balkan bereits getan haben.» Dafür gebe es jedoch keine politischen Mehrheiten, sagt Maurer. Er stellt sich deshalb darauf ein, sein Grenzwachtkorps im Süden weiter zu verstärken.