Drohnen haben in den vergangenen Jahren die militärische Kriegsführung revolutioniert. Auch die Polizei setzt im Ausland immer häufiger auf die neue Allzweckwaffe, sei es zu Überwachungszwecken oder als Zugriffsmöglichkeit.
Kanton Bern war Vorreiter
In der Schweiz hinkt man der internationalen Entwicklung hinterher. Drohnen werden erst bei der Armee und im Grenzwachtkorps regelmässig eingesetzt. Bei den Deutschschweizer Stadt- und Kantonspolizeien hingegen sind die kleinen Flugkörper mehrheitlich noch kein Thema (siehe Tabelle unten).
Die grösste Erfahrung mit Mini-Drohnen weist in der Schweiz die Berner Polizei auf. Seit einigen Jahren ist im unfalltechnischen Dienst ein so genannter Quadrocopter im Einsatz – ausschliesslich für Luftbilder von Verkehrsunfällen, Umweltvergehen und Bränden. Die Überwachung von Menschen bei Demonstrationen sei hingegen nicht angedacht, beteuert Andreas Hoffmann, Mediensprecher von Police Bern gegenüber SRF News Online.
Die Anschaffung des Quadrocopter kostete in Bern einst 50'000 Franken und habe sich bewährt. Auch andere Kantone wie Luzern greifen bei Bedarf auf die Berner Drohne zurück. Bei Demonstrationen setzen sowohl Luzern als auch Bern noch immer auf die Helikopter der Schweizer Armee.
«Wir fliegen sicher nicht über bemanntes Gebiet»
Auch der Kanton St. Gallen verfügt seit dem vergangenen Sommer über eine Drohne. Nach einer längeren Evaluationsphase habe man sich für ein billiges Modell für 6000 Franken entschieden. Die Drohne sei bereits zehn Mal eingesetzt worden, bei Unfällen mit grossem Spurenbild oder bei Bränden und Explosionen.
«Wir fliegen sicher nicht über bemanntes Gebiet», erklärt Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St. Gallen. «Der Akku der Drohne hält sowieso nur sechs Minuten.»
Als drittes Korps in der Schweiz schafft zurzeit die Stadtpolizei Zürich zwei Mini-Drohnen an. Es handelt sich um zwei sogenannte Multicopter, ferngesteuerte Modellhelikopter, die mit einer Fotokamera ausgerüstet sind. Preis pro Drohne: 25'000 Franken. Auch in Zürich sollen die Mini-Helikopter ausschliesslich für Aufnahmen von Schadensplätzen eingesetzt werden.
Thurgau setzt auf private Unternehmen
In allen anderen Deutschschweizer Kantonen spielt eine eigene Drohnenflotte noch keine Rolle (siehe Tabelle unten). Einzig die Kantone Schaffhausen und Thurgau haben schon mit der neuen Allzweckwaffe gearbeitet.
Schaffhausen setzte vor Jahren einmal eine Drohne der Grenzwache für einen Schadensplatz ein. In Thurgau besteht eine Zusammenarbeit mit geprüften Drohnen-Unternehmen – zwei bis drei Mal pro Jahr komme der private Quadrocopter zum Einsatz, erklärt Sprecherin Christa Altwegg.
Der Trend ist klar: Mini-Drohnen werden auch in den nächsten Jahren bei der Polizei an Bedeutung gewinnen. Die Technik wird besser, die Drohnen kleiner. Bereits jetzt existieren Modelle, die kaum noch zu sehen sind und auch längere Flugzeiten erreichen. Der Tenor in den Kantonen ist dementsprechend einhellig: Die Entwicklung werde verfolgt und bei Bedarf sofort zugeschlagen.
Vier offizielle Drohnen in Deutschschweiz – das bleibt wohl nur eine Momentaufnahme.
(Regionaljournal ZH, 22.01., 6.30 Uhr)