Mehr zum den «Panama Papers»
Aus den Panama-Enthüllungen geht hervor, dass sich über 1200 Schweizer Firmen unter den 14'000 Banken, Anwaltsfirmen und anderen Mittelsmännern befinden, die Briefkastenfirmen aufbauen liessen. Nur aus Hongkong und Grossbritannien stammen noch mehr.
Die Schweizer Akteure
- UBS, Credit Suisse (über eine Tochter) und die HSBC Schweiz zählen zu den Banken, die am häufigsten für ihre Kunden Offshore-Firmen gründen liessen. Die UBS teilt mit, sie habe «keinerlei Interesse an Geldern, die nicht versteuert sind oder aus illegaler Herkunft stammen». Auch die Credit Suisse weist Vorwürfe zurück, sie helfe Kunden mit Offshore-Vehikeln aktiv bei der Steuerhinterziehung.
- Viele Schweizer Anwälte und Treuhänder gründen für Kunden zahlreiche Offshore-Firmen oder betreuen diese. Ihre Kunden halten über solche Konstrukte zum Beispiel Immobilien oder wickeln Erbschaften ab. Zum Beispiel, wenn sie vor möglichen Erbschleichern die Höhe ihres Vermögens verbergen wollen.
Das ist an sich nicht illegal. Entscheidend dabei ist, ob die Schweizer Geldwäschereiregeln eingehalten werden. Sie wurden in letzter Zeit verschärft und um schwere Steuerdelikte angereichert. Zudem müssen die Gesetze des Landes eingehalten sein, aus dem das Geld kommt. Es besteht allerdings eine recht grosse Grauzone. So unterstehen Anwälte nicht in jedem Fall dem Geldwäschereigesetz.
Finma klärt ab
Die Finanzmarktaufsicht Finma will nun abklären, inwieweit auch Schweizer Banken Dienstleistungen der im Mittelpunkt stehenden Kanzlei Mossack Fonseca (MF) benutzt und allenfalls Schweizer Bestimmungen verletzt haben. Das sagte ein Finma-Sprecher.
Die Rolle der Schweiz in den «Panama-Papers» entspreche etwa ihrer Bedeutung in der globalen Vermögensverwaltung, sagt Daniel Thelesklaf, Experte für internationale Finanzdienstleistungen.
Vorwürfe gegen den Blatter-Nachfolger
Unter den Prominenten und Politikern in aller Welt, die durch die Medienberichte, in ein schlechtes Licht gerückt werden, ist auch der neue Schweizer Fifa-Präsident Gianni Infantino. Er soll während seiner Zeit beim europäischen Fussballverband Uefa zweifelhafte Geschäfte mit einer Briefkastenfirma unterschrieben haben.
Er liess das allerdings umgehend dementieren. «Es gibt keinerlei Anzeichen für irgendein Fehlverhalten der Uefa oder mir in dieser Angelegenheit», heisst es in einer Medienmitteilung der Fifa. Die Uefa zeigte sich «schockiert» über die Medienberichte.
Am Dienstag durchsuchte jedoch die Bundespolizei die Zentrale der Europäischen Fussball-Union Uefa in Nyon wegen der Vorwürfe gegen Infantino.
Weiterer Schweizer Bürger involviert
Laut «Tages-Anzeiger», der über seine Sonntagszeitung im internationalen Journalistenpool der Panama-Papers vertreten ist, war ein Schweizer früher dritter starker Mann der panamesischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca: Es handelt sich um den 47-jährigen Christoph Zollinger, der nach Ende seines Studiums nach Panama auswanderte und zunächst als Techniker bei MF anheuerte.
Später stieg er in die Geschäftsleitung auf, aus der er 2011 aber wieder ausschied. Zollinger wurde bekannt durch das Bobteam von Panama (SF Sport vom 16.1.2012), für das er sich einsetzte und dessen Steuermann er war.