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Schweiz Polinnen fühlen sich von Schweizer Spitälern ausgenützt

In Schweizer Spitälern herrscht ein Mangel an diplomierten Pflegefachpersonen. Jetzt rekrutiert eine Firma Fachpersonal in Polen, bildet sie aus und vermittelt sie an Schweizer Spitäler. Das macht auf den ersten Blick Sinn, doch für die polnischen Pflegefachfrauen geht die Rechnung nicht auf.

Das Luzerner Unternehmen Curaswiss holt polnische Pflegefachkräfte in die Schweiz und verspricht ihnen eine Weiterbildung in Schweizer Spitälern. Doch die Polinnen fühlen sich in den Schweizer Spitälern als billige Arbeitskraft ausgenützt.

«Jemand holt gut ausgebildete polnische Pflegefachkräfte in die Schweiz, um einfach daran zu verdienen», sagt S. in der «Rundschau». Die diplomierte Pflegefachfrau aus Polen arbeitet seit einigen Monaten im Universitätsspital Zürich. Was gemäss dem Programm von Curaswiss ein Praktikum ist, erlebt sie als anspruchsvolle Vollzeitstelle: «Ich arbeite wie jede andere ausgebildete Pflegefachkraft, erhalte aber nur einen Bruchteil des Lohnes».

Vollen Einsatz für einen Bruchteil des Lohns

Tatsächlich erhält sie netto rund 2200 Franken Lohn pro Monat – ausbezahlt von Curaswiss, der Firma, die sie an das Universitätsspital vermittelt hat. Der Betrag ist ein Bruchteil der 6400 Franken, die das Universitätsspital für die polnische Fachkraft an Curaswiss überweist.

Donat Eltschinger leitet das Programm der Curaswiss und sagt dazu: «Mit der Lohndifferenz werden die Investitionen der Curaswiss rückfinanziert.». Tatsächlich unterschreiben die Polinnen bei Curaswiss einen Vertrag, der sie für drei Jahre verpflichtet: Im ersten Jahr erhalten sie Sprach- und Integrationskurse. Dann folgt ein Jahr Praktikum, sowie ein Jahr sogenanntes Professional Training, beides in einem Schweizer Spital. Eltschinger sagt: «Die Polin hat im ersten Jahr eine Vollzeit-Ausbildung genossen, da sind Unterkunft, Verpflegung, Reise, Versicherungen dabei. Unsere Kosten dafür betragen 75’000 Franken.»

Doch in den Curaswiss-Verträgen, die der Rundschau vorliegen, stehen andere Zahlen: Nicht von 75’000 Franken ist die Rede, sondern von 22’500 Franken Kurskosten. Die Polen wissen, dass sie diese Summe im letzten Jahr des Programms in Raten zurückzahlen müssen. Was sie aber nicht wissen: Curaswiss zieht ihnen bereits während des Praktikums zusätzlich Tausende von Franken vom Lohn ab.

Universitätsspital hat sich rechtlich abgesichert

Im Universitätsspital USZ sind momentan 14 Polen aus dem Curaswiss-Programm im Einsatz. Die Pflegedienstverantwortliche Judith Schürmeyer lobt den Ausbildungsansatz von Curaswiss. Mit den Löhnen der Polen habe das USZ aber nichts zu tun. «Bevor wir den Vertrag gemacht haben, haben wir uns rechtlich abgesichert, denn wir wollen nicht, dass die Pflegenden ausgebeutet werden.» Sie betont, dass die Polinnen per Definition zwar gut ausgebildet seien, doch das USZ zusätzlich bis zu einem Jahr in die Betreuung der «Studenten» investiere.

Studenten? S. sagt dazu: «Ich bin diplomierte Krankenschwester, ich habe ein Magisterstudium in Polen abgeschlossen. Ich habe eine Vollzeitstelle am USZ und trage die ganze Verantwortung für Patienten.» Tatsächlich preist die Curaswiss die polnischen Pflegenden auf der Homepage als hochqualifizierte Fachkräfte an. Alle haben sie Bachelor- und Masterabschlüsse.

Langes Praktikum nicht nachvollziehbar

Damit erfüllen die Polinnen auch ohne Curaswiss-Programm schon fast alle Anforderungen für eine Anstellung in der Schweiz. Dies bestätigt Roswitha Koch vom Schweizer Berufsverband des Pflegepersonals: «Polen hat eine in der EU anerkannte Ausbildung, wenn sie genug Sprachkenntnisse haben, haben sie freien Zugang zum Arbeitsmarkt.» Es sei deshalb nicht nachvollziehbar, wieso die Polinnen noch einmal so viel Praktika machen: «Da geht es vor allem ums Geschäft.»

Eltschinger von Curaswiss sagt gegenüber der «Rundschau»: «Wir verdienen zur Zeit noch nichts daran.» Er betont, sein Angebot sei ein freiwilliges Integrationsprogramm. «Wir erfüllen alle Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben.» Immerhin will er die nächsten Curaswiss-Kandidaten noch besser über die genauen Kosten informieren.

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