Nationalrat Hans-Peter Portmann (FDP ZH) lebt seit elf Jahren mit seinem Mann in eingetragener Partnerschaft. Portmann ist Katholik durch und durch. Er war als junger Mann Leiter in der Katholischen Jugendarbeit und wohnte bei einem Pfarrer. Doch ständig hadert er mit der Kirche. «Ich werde wahrscheinlich nie mehr den Frieden finden mit dieser Institution», sagt er im Interview mit der «Rundschau».
Portmann, Bankdirektor und Oberst in der Armee, besuchte im Frühjahr die Botschaft des Vatikans in Bern. Dort legte er seine innere Zerrissenheit dar. Dem Nuntius gab er einen Brief an den Papst mit. Denn Portmann ist nicht klar, auf wessen Seite der Papst steht. Gegenüber Journalisten sagte Franziskus bei seinem Amtsantritt über Homosexuelle: «Wer bin ich, um über sie zu urteilen?»
Unterschiedliche Signale vom Papst
Seitdem sendet der Heilige Vater unterschiedliche Signale aus. Bei seinem USA-Besuch im September umarmte er ein homosexuelles Paar und führte ein langes Gespräch mit ihm. Kurz darauf empfing der Papst eine Standesbeamtin, die sich weigerte, homosexuelle Paare zu trauen. Dies, obwohl ein Gesetz das erlaubt. Die homophobe Beamtin wanderte dafür ins Gefängnis. Der Papst, so sagt Standesbeamtin Kim Davis, habe sie für ihren Mut gelobt.
In Rom findet gegenwärtig die Familiensynode statt. Zweihundert Bischöfe, Kardinäle und Kirchentheoretiker debattieren darüber, was die Kirche mit ihren schwarzen Schafen macht. Mit Geschiedenen zum Beispiel – oder mit Homosexuellen.
Enttäuschung bei Portmann
Politiker Portmann bekam die Antwort aus dem Vatikan kurz vor Beginn der Synode. Das Staatsekretariat bedankt sich im Namen Seiner Heiligkeit für Portmanns Brief. Und es führt aus, homosexuelle Handlungen seien «nicht in Ordnung». «Sie verstossen gegen das natürliche Gesetz.» Konkret: Sie entspringen nicht einer wahren Ergänzungsbedürftigkeit. Im selben Atemzug warnt der Papst vor «neuen Ideologien, welche Partnerschaftsmodelle präsentieren, die mit dem christlichen Glauben unvereinbar sind».
Hans-Peter Portmann ist enttäuscht. Er hat sich mehr Verständnis vom Papst für seine Lage erhofft. «Für den Ausgang der Familiensynode am kommenden Sonntag bedeutet das nichts Gutes», sagt Portmann. «Es gibt bei den Bischöfen eine Blockade, einen Schritt nach vorn zu machen.»