Die Löhne in Schweizer Chefetagen sind ein allgegenwärtiges Thema. Gestern befeuerten Medienberichte über die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega die Diskussion.
Die «Weltwoche» machte publik, dass ein Stiftungsrat der Rega 90‘000 Franken pro Jahr verdient – mit einem Pensum, das angeblich etwa 20 Prozent einer Vollbeschäftigung entspricht.
«10vor10» hakte bei Rega-Chef Ernst Kohler nach und fragte nach dem Lohn der Chefetage. Die Geschäftsleitung verdiene bis zu 440‘000 Franken pro Jahr – plus Prämie, sagte Kohler. Seinen genauen Lohn nannte er nicht.
Das gibt zu reden. Darf eine Organisation, die sich zu 60 Prozent über Gönnerbeiträge finanziert, einzelnen Personen Löhne bezahlen, die bis zu 14‘600 Gönnerbeiträgen entsprechen? Zahlreiche Kommentare sind bei der SRF-Website eingegangen.
Beste Werbung für die 1:12 Initiative – leider!
«Zugegeben - 440'000 Franken sind viel Geld», schreibt Daniel Obrist. Man müsse aber die Leistung der Rega bedenken sowie die Tatsache, dass Chefärzte ähnlich viel verdienten. Zudem gäbe es in anderen Branchen noch viel höhere Gehälter. «Dann kann ich mit den vorgelegten Zahlen leben. Auch als Gönner.» Viele stimmen dem zu. Jeder, der die Rega vielleicht brauche, sei froh, dass es sie gebe. «Die Rega macht einen hervorragenden Job, und ich werde sie gerne weiter unterstützen», schreibt W. Helfer.
Andere User sind sich weniger sicher. «Wenn ein Notarzt ein solches Salär bekäme, der am 30-Meter-Seil hängt und sein Leben riskiert, um einen Patienten zu bergen – okay» schreibt Rainer Meier. «Ein Rega-Pilot mit einem solchen Salär, der in den Bergen Menschen rettet – auch okay. Aber solche Saläre für die Geschäftsleitung? Für Schreibtisch-Täter? Beste Werbung für die 1:12 Initiative – leider!»
Die Rega macht einen hervorragenden Job!
«Na ja, da hat die Rega halt ab 2014 eine Gönnerfamilie weniger», schreibt K.D. Waldeck. «Wenn bei der Rega derartige Saläre gezahlt werden können, ist sie wohl kaum auf die Unterstützung von Gönnern angewiesen.»
Zu reden gab auch, dass sich die Rega-Löhne laut Ernst Kohler an denjenigen Luftfahrtbranche und Spitäler, also an der Privatwirtschaft, orientierten.
Ist die Kritik berechtigt, oder ist es nur Neid? «Typisch schweizerisch: Wo es etwas zu verdienen gibt, da wollen auch andere daran teilhaben, selbst wenn das notwendige Know-how dazu fehlt», schreibt Hans Laban.
«Es geht darum, Menschenleben zu retten oder vor Behinderung zu bewahren», schreibt W. Helfer. «Unglaublich, wie die frustrierten Neider immer glauben, es müsse alles gratis sein. Sie wollen einfach nur noch haben, haben, haben und sind nie zufrieden mit dem was sie wirklich haben.»
«Das ist aber eine verdrehte Wahrnehmung!», entgegnet M. Tisserand. «Wäre denn die Hilfe bei normalem Lohn nicht mehr gewährleistet? Und, von gratis hat schon gar niemand etwas gesagt! Ihren letzten Satz könnte man direkt auf die abgehobenen Saläre anwenden.»
Keine Versicherung
Viele User unterliegen dem Missverständnis, die Rega sei eine Versicherung. Dem sei nicht so – ob jemand von der Rega gerettet werde oder nicht, entscheide nicht der Gönnerbeitrag, schreibt Walter Starnberger. Er entscheide auch nicht, wer für die Kosten aufkomme. Aber: In seltenen Fällen könne die Rega die Kosten einem Gönner erlassen, wenn Unfallversicherung, Krankenkasse oder andere nicht dafür aufkommen sollten. Nachzulesen sei dies auf der Rega-Homepage. Stimmt.