«Mir fehlen die Worte angesichts der Tragödie, die sich dort im Mittelmeer abspielt», sagt BDP-Nationalrat Hans Grunder, «man fühlt sich so machtlos». Um das zu ändern schlägt Grunder gegenüber «10vor10» vor, die Schweiz solle als Sofortmassnahme 40'000 bis 50'000 Flüchtlinge aufnehmen. Dabei lässt er offen, ob er Wirtschaftsflüchtlinge oder in Not geratene Asylflüchtlinge meint.
«Die Schweiz hat eine humanitäre Tradition und sollte in der jetzigen Situation als gutes Beispiel vorangehen», sagt Grunder. Es gelte jetzt schnell geeignete Modelle zu entwickeln, um den Flüchtlingen schnell und unbürokratisch zu helfen. Der Vorschlag sei jedoch nicht mit der Partei abgesprochen, sondern sei seine persönliche Meinung.
Wenig Verständnis im bürgerlichen Lager
Seine Kollegen aus dem bürgerlichen Lager können sich über einen solchen Vorschlag nur wundern. SVP-Nationalrat Heinz Brand lehnt die sofortige Aufnahme von 40'000 bis 50'000 Flüchtlingen als «völlig illusorisch» ab. Nicht nur, dass die Schweiz so schnell keine Unterkünfte für die Flüchtlinge bereitstellen könnte. Ausserdem würde die Schweiz noch attraktiver für Wirtschaftsflüchtlinge und das müsse verhindert werden.
Brand schlägt stattdessen vor: «Die Schweiz kann im Rahmen einer internationalen Aktion Spezialisten schicken, die helfen in den Herkunftsländern Informationen zu sammeln und aufzuklären. Nur so kann man die Menschen vor einer Flucht über den Seeweg abhalten.», sagt Brand.
Auch CVP-Nationalrat Gerhard Pfister hält nichts von Grunders Vorschlag: «Das ist kein solidarischer Akt, sondern ein Akt von komplettem Unsinn». 40'000 bis 50'000 Flüchtlinge könne die Schweiz auf einen Schlag gar nicht bewältigen. Statt zu versuchen, sich mit Einzelaktionen als «Gutmensch» darstellen zu wollen, müsse endlich eine koordinierte, europäische Aktion auf die Beine gestellt werden, meint Pfister.
Selbst Linke sind skeptisch
SP-Nationalrat Andy Tschümperlin findet zwar, es sei noch genug Platz da, um zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen. «Aber jetzt eine Zahl wie 50 000 zu nennen, macht keinen Sinn. Dafür müsste zuallererst mit den Kantonen zusammengearbeitet werden, denn die müssen die Flüchtlinge ja schliesslich unterbringen», sagt Tschümperlin.
Hans Grunder hält trotzdem an seiner Idee fest, es sei auch die Möglichkeit für die Schweiz, als Vorbild voranzugehen, unterstreicht er.