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Frans Beckenbauer vor dem Logo der WM 2006
Legende: Für Franz Beckenbauer hat die WM 2006 ein Nachspiel. Keystone

Schweiz Schweizer Justiz ermittelt gegen Beckenbauer

Wegen Unregelmässigkeiten bei der Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 hat die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren eingeleitet. Vier Beschuldigte, darunter Franz Beckenbauer, waren damals im Präsidium des WM-Organisationskomitees in Deutschland tätig.

Franz Beckenbauer gerät wegen der WM-Affäre 2006 in den Fokus der Justiz. Gegen ihn und die früheren DFB-Funktionäre Niersbach, Zwanziger und Schmidt wird in der Schweiz wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue und Geldwäsche ermittelt. Beckenbauer war Chef des Organisationskommitees der WM.

Hausdurchsuchungen an acht Orten

Im Zuge der mit deutschen und österreichischen Behörden koordinierten Ermittlungen habe es am Donnerstag an acht Orten Hausdurchsuchungen in Österreich und der Schweiz gegeben, teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft mit. Zudem seien Beschuldigte befragt worden.

Franz Beckenbauer, Horst R. Schmidt, Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach.
Legende: Die Beschuldigten im Uhrzeigersinn: Franz Beckenbauer, Horst R. Schmidt, Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach. SRF

Dies geschieht rund zehn Monate nach der Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den «Kaiser» sowie die ehemaligen DFB-Funktionäre Wolfgang Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt.

Unterdessen haben sich die Anwälte von Franz Beckenbauer zu Wort gemeldet. «Franz Beckenbauer hat die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft unterstützt, seit er davon Kenntnis hatte, und an der heutigen Durchsuchung konstruktiv mitgewirkt. Er kooperiert auch weiterhin mit allen beteiligten Behörden», hiess es in einer Erklärung der Anwälte Werner Leitner und Michael Nesselhauf an die Deutsche Presse-Agentur.

Drohen Gefänngnisstrafen?

Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, hat sie das Strafverfahren bereits am 6. November 2015 «insbesondere wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung eröffnet». Als Geschädigter wird der Deutsche Fussball-Bund (DFB) genannt.

Beckenbauer drohen damit wie seinen früheren OK-Mitstreitern juristische Konsequenzen. Im Schweizer Recht wird eine «ungetreue Geschäftsbesorgung» mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu drei Jahren geahndet, in besonderen Fällen drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Zahlung für eine Gala, die es nie gab

Im Zentrum der Ermittlungen steht eine ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2002, die vom DFB als Ausgabe für eine Gala zur WM-Eröffnung deklariert worden war. Diese fand jedoch nie statt. Es bestehe der Verdacht, «dass die Beschuldigten wussten, dass der Betrag nicht der Mitfinanzierung der Galaveranstaltung diente, sondern der Tilgung einer Schuld, die nicht durch den DFB geschuldet war», begründete die Schweizer Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen.

Im Raum stehe zudem der Verdacht, dass die anderen OK-Mitglieder «durch Vorspiegelung und Unterdrückung von Tatsachen arglistig irregeführt», worden seien, «um sie zu einem Verhalten zu bestimmen, welches den DFB am Vermögen schädigte.»

Geldflüsse über ein Schweizer Konto

BA-Sprecher erklärt Ermittlungen

In der Affäre um die Vergabe der WM 2006 war schon im März ein Schatten auf Beckenbauer - die Lichtgestalt des deutschen Fussballs - gefallen. Damals hatte die Kanzlei Freshfields in ihrem Untersuchungsbericht aufgedeckt, dass die ominöse Millionen-Zahlung nach Katar im Jahr 2002 über ein Konto von Beckenbauer und dessen früheren Manager Robert Schwan lief.

Demnach flossen damals sechs Millionen Schweizer Franken vom Beckenbauer/Schwan-Konto an die Kanzlei Gabriel & Müller, die das Geld an die Firma Kemco Scaffolding Co. weiterleitete. Nach Angaben der Freshfields-Ermittler gehörte diese Firma dem damaligen Fifa-Vize Mohammed bin Hammam. Der frühere Top-Funktionär wurde wegen Korruption mittlerweile lebenslang gesperrt.

Beckenbauer gibt sich unwissend

Unklar ist bis heute, was die Kemco bzw. bin Hammam danach mit dem Geld machten und warum das Gespann Beckenbauer/Schwan diese Zahlungskette auslöste. Beckenbauer hatte sein Geld später vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zurückerhalten. Dieser überwies einen Betrag von zehn Millionen Schweizer Franken auf das Konto der Kanzlei Gabriel & Müller. Von dort aus wurden sechs Millionen an Beckenbauer und vier Millionen an Kemco weitergeleitet.

Beckenbauer hatte stets erklärt, von den Zahlungen nichts gewusst zu haben. Die deutschen WM-Macher hatten bis zur Aufdeckung der Zahlungsströme immer behauptet, dass Louis-Dreyfus ihnen diese Summe vorgestreckt habe, um damit einen Organisationszuschuss vom Weltverband Fifa in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken abzusichern.

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