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Krebserregende Altlast der EMS-Chemie wird überwacht
Aus Schweiz aktuell vom 12.06.2024.
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Seit den 90ern stillgelegt Alte Ems-Chemie-Deponie muss nicht saniert werden

  • Die ehemalige Ems-Chemie-Deponie «Rusna da Furns» muss nicht saniert werden. Das hat das Amt für Natur und Umwelt (ANU) des Kantons Graubünden entschieden.
  • Doch die Ems-Chemie muss das Gelände überwachen und das Grundwasser regelmässig überprüfen. Auch die Kosten dafür muss sie selbst übernehmen.
  • Mit diesem Entscheid sind nicht alle einverstanden.

Jahrzehntelang betrieb die Ems-Chemie eine Deponie auf ihrem Werksgelände. Seit den 1990er-Jahren ist diese aber stillgelegt. Messungen der Behörden weisen seitdem Spuren von Trichlorethylen im Grundwasser der Umgebung auf, einem nicht abbaubaren Lösungsmittel, das als krebserregend gilt.

Seit kurzem ist klar: Die ehemalige Deponie muss nicht saniert werden, dafür aber überwacht. Der Beschluss des ANU basiert auf den Vorgaben der Altlasten-Verordnung des Bundes. Der Entscheid löst Diskussionen aus, auch im Bündner Kantonsparlament.

Industriegebäude mit EMS-Logo und Bergen im Hintergrund.
Legende: Die alte Deponie der Ems-Chemie muss zwar überwacht, aber nicht saniert werden. Das hat das Amt für Natur und Umwelt (ANU) des Kantons Graubünden entschieden. Ein umstrittener Entscheid. KEYSTONE / Gian Ehrenzeller

«Die Folgen, sofern dies Folgen haben wird, erlebt man vielleicht erst in 50 Jahren. Dann sind wir alle nicht mehr da», meint Pius Federspiel, ein pensionierter Vermesser, der in Domat/Ems aufgewachsen ist. Er hat kürzlich einen Leserbrief geschrieben, in dem er die Behörden auffordert, sich für eine Sanierung der belasteten Deponie einzusetzen. Die Frage dränge sich auf, ob man die Situation einfach so lassen könne.

Immer wieder versickern dort alle möglichen Stoffe im Grundwasser.
Autor: Anita Mazzetta Grossrätin

Auch Grossrätin Anita Mazzetta von den Grünen macht sich Sorgen. Es beschleiche einen ein ungutes Gefühl, wenn alteingesessene Emserinnen und Emser von einem See auf dem früheren Deponiegelände erzählen würden, der in allen Farben geleuchtet habe. (Anmerkung der Redaktion: Das Areal ist jetzt zugedeckt.) Immer wieder versickern dort alle möglichen Stoffe ins Grundwasser.»


2.4 Kilometer von der alten Deponie entfernt liegt das Grundwasser-Pumpwerk Bagliel, wo das Lösungsmittel Trichlorethylen ebenfalls seit Jahren festgestellt wird. Ob der Stoff im Pumpwerk von der Deponie stammt, kann aber trotz jahrelanger technischer Untersuchungen des Grundwassers auf der Strecke zwischen dem Pumpwerk und dem Deponiegelände nicht eindeutig erwiesen werden.

Deshalb müsse die Deponie auch nicht saniert werden, sondern nur überwacht. Ein Zusammenhang sei zwar möglich, «aber wegen der zu tiefen Konzentrationen nicht nachweisbar», schreibt das ANU an die Ems-Chemie in einer Stellungnahme vom Februar, die SRF vorliegt.

Luftaufnahme einer Industrieanlage umgeben von Bergen und Wäldern.
Legende: Die grüne Bündner Grossrätin Anita Mazzetta wünscht sich eine Sanierung der ehemaligen Deponie: «Immer wieder versickern alle möglichen Stoffe ins Grundwasser.» KEYSTONE / Gian Ehrenzeller

Weniger Sorgen um das Trinkwasser macht sich Erich Kohler, Gemeindepräsident von Domat/Ems. Nicht nur, weil die Trichlorethylen-Konzentration im Pumpwerk 10- bis 20-mal tiefer als der gesetzliche Grenzwert liege, sondern auch, weil das Wasser mit regionalem Bergquell-Wasser vermischt werde. In Zukunft noch mehr als heute: «Wir schliessen unsere Wasserversorgung an diejenige von Tamins an und werden in Zukunft zusätzliche 50 Prozent Bergquellwasser beimischen.»

Kanton an Bundesvorgaben gebunden

Auf eine Anfrage von Anita Mazzetta (Grüne) im Bündner Grossen Rat antwortete der kantonale Umweltminister Jon Domenic Parolini (Mitte), dass der Kanton nicht einfach eine Sanierung der Altdeponie verfügen könne, weil der Grenzwert von Trichlorethylen im Grundwasser an keiner Messstelle überschritten werde. Der Kanton müsse sich an die Altlastenverordnung des Bundes halten. Da gebe es keinen Ermessensspielraum.

Anita Mazzetta überzeugt dies aber nicht. «Wir wissen, dass wir diesen Stoff hier haben und er im Trinkwasser nachgewiesen werden kann.» Ihrer Meinung nach sollte man die alte Deponie sanieren und mit der Ems-Chemie eine Lösung suchen. «Und dann wird man sehen, ob es einen Effekt haben wird. Sonst wartet und misst man noch einmal 20 Jahre und hat den Stoff immer noch im Trinkwasser», so Mazzetta.

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Schweiz Aktuell, 12.06.2024, 19:00 Uhr

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