- Markus Zangger, sein Bruder Daniel und Andreas Guggenberger sagten bei der Polizei gegen Jürg Jegge aus. Bei ihnen ist der sexuelle Missbrauch verjährt.
- Markus Zangger machte im April 2017 in seinem Buch «Jürg Jegges dunkle Seite» die sexuellen Übergriffe des Starpädagogen publik.
- Falls keine neuen Beweisanträge gestellt oder nicht gegen die beabsichtigte Einstellungsverfügung rekurriert wird, stellt die Staatsanwaltschaft die Untersuchung in den nächsten Wochen voraussichtlich ein. Das zeigen Recherchen der Redaktion «DOK».
Anfangs April hatte der als «Lehrer der Nation» gefeierte Pädagoge Jürg Jegge gestanden, Markus Zangger und andere seiner Schüler sexuell missbraucht zu haben. Zangger hatte ein Buch über seine Missbrauchsgeschichte geschrieben, die anfangs der 1970er Jahre begann, als Jürg Jegge eine Sonderklasse B für «schwachbegabte Schüler» in Embrach/ZH unterrichtete.
Knabenunterhose, keine Pornografie
Am vergangenen 11. April führte die Staatsanwaltschaft gemeinsam mit der Kantonspolizei Zürich eine Hausdurchsuchung an Jegges Wohnort durch. Dabei stellten die Ermittler eine Knabenunterhose in Jegges Kleiderschrank sicher. Bei der späteren Analyse wurden keine Spermaspuren gefunden, und die DNA konnte keiner Person zugeordnet werden.
Auf Jürg Jegges Computer und Handy wurden weder pornografische Bilder noch sexuelle Inhalte gefunden. Sichergestellt wurde der Aufsatz des verstorbenen holländischen Psychiaters Frank van Ree, der Kriterien festlegt, «die eine pädophile Beziehung erfüllen sollte».
Mit Jegge im Doppelbett
Die Staatsanwaltschaft hat über ein Dutzend Männer befragt, vor allem ehemalige Lehrlinge der «Stiftung Märtplatz». Jürg Jegge leitete die von ihm gegründete geschützte Ausbildungsstätte von 1985 bis 2011. Einige gaben an, während ihrer Lehrzeit mit Jürg Jegge nach Wien gereist zu sein.
Drei sagten sogar aus, mit Jürg Jegge im Doppelbett übernachtet zu haben. Jedoch betonten alle befragten Lehrlinge, der Pädagoge habe sich ihnen nicht sexuell genähert. «DOK» weiss aber von zwei Missbrauchsopfern, die sich weigerten, bei der Polizei auszusagen: Sie hätten genug unter dem Missbrauchsfall gelitten und wollten die Geschichte nicht mehr aufrollen.
Verjährte Fälle
Als Opfer sagten einzig Markus Zangger, sein Bruder Daniel Zangger und Andreas Guggenberger bei der Polizei aus. Alle drei haben auch öffentlich Stellung genommen. Bei ihnen sei laut «DOK»-Recherchen der sexuelle Missbrauch verjährt. Falls keine neuen Beweisanträge gestellt oder nicht gegen die beabsichtigte Einstellungsverfügung rekurriert wird, stelle die Staatsanwaltschaft die Untersuchung in den nächsten Wochen ein.
(Sendebezug: Regionaljournal Zürich Schaffhausen 6.30 Uhr/ «DOK», 20:05 Uhr)