Schutzanzüge, Atemgeräte und minutiös geregelte Abläufe: Die Sicherheitsvorkehrungen für Ärzte und Pfleger sind enorm. Ein Ebola-Fall in der Schweiz würde einen gewaltigen Personalaufwand mit sich bringen, sagt Andreas Widmer. Er leitet den Ebola-Sonderstab am Basler Universitätsspital. «Seit Freitag wissen wir, dass zumindest die US-Gesundheitsbehörden fordern, dass jeder Mitarbeiter von einem zweiten beobachtet wird, damit sichergestellt ist, dass er alle Schutzregeln einhält.» Das bedeute eine Verdoppelung des Personalaufwandes.
30 bis 40 Personen bräuchte es wohl in Basel zur Betreuung eines einzigen Ebola-Patienten, schätzt Widmer. Das habe Folgen: «Viel mehr als einen Fall kann man zeitgleich nicht behandeln. Das würde die Logistik überfordern.»
Spitäler bereiten sich vor
Bund und Kantone würden gemeinsam entscheiden, wo ein Ebola-Kranker behandelt würde. Neben Basel kommen die übrigen Universitätsspitäler in Bern, Lausanne, Genf und Zürich in Frage. In Bern am Universitätsspital, dem Inselspital, rechnet Sprecher Markus Hächler ebenfalls mit 30 bis 40 Personen pro Ebola-Fall: Ärzte, Pfleger, Hilfspersonal. Das Inselspital bereite sich intensiv vor. «In den nächsten Tagen finden Informationsveranstaltungen statt. Das Personal wird auf den betroffenen Abteilungen geschult.»
«Es wird niemand gezwungen»
Das Inselspital könnte zurzeit nur einen Verdachtsfall aufs Mal abklären. Für die Behandlung von Ebola-Kranken gebe es maximal zwei Isolationszimmer für Erwachsene und zwei Zimmer für Kinder. Ob aber auch das Personal ausreichen wird, um so viele Zimmer zu betreiben, lässt Spitalsprecher Hächler offen. «Ich bin vorsichtig mit absoluten Aussagen. Wenn es darauf ankommt, kann man Kräfte mobilisieren.» Wie in Basel würde übrigens auch in Bern keine Ärztin, kein Pfleger gezwungen, mit Ebola-Kranken zu arbeiten.
Spitäler bereiten ein Zimmer vor
Das Bundesamt für Gesundheit BAG will nicht sagen, wie viele Betten mitsamt Personal in der Schweiz insgesamt bereit stehen. Daniel Koch, der Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im BAG, betont aber, die Kapazitäten reichten aus: «Die Spitäler bereiten jetzt erst mal ein Zimmer und nicht ganze Abteilungen vor. Wir erwarten einzelne Fälle.»
Epidemie in der Schweiz nicht wahrscheinlich
Und sollten sich einmal grössere Fallzahlen abzeichnen, geschehe das nicht von heute auf morgen, sagt Koch. Spitäler und Behörden hätten Zeit. Von schlimmen Szenarien bis hin zu einer Epidemie in der Schweiz hält Koch nichts. «Es gibt immer wieder Szenarien, die man sich ausmalen und auf die man sich nicht vorbereiten kann. Doch wir gehen von dem aus, was wahrscheinlich ist.»
Die Schweiz sei bereit und baue ihre Kapazitäten aus: Nach den fünf Universitätsspitälern würden sich weitere Grossspitäler vorbereiten, damit auch sie Ebola-Kranke behandeln könnten.