Das Wichtigste in Kürze:
- Fleischersatz-Produkte wie Vegi-Burger sind im Trend.
- In Zürich gibt es sogar eine Vegi-Metzg, die manchem Fleischesser das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen würde. Cordon Bleus, Hackbraten Cervelats... nur eben alles ohne Fleisch.
- Für den Fleischfachverband sind gewisse Bezeichnungen beim Vegi-Fleischersatz ein Dorn im Auge.
- Die Schweizer Vegetarier- und Veganer-Organisation kann das nicht verstehen. Schliesslich befänden sich zum Beispiel in Erdbeerjoghurts oft auch keine Erdbeeren mehr.
Jeder zehnte Schweizer ist Vegetarier, drei Prozent sind Veganerinnen und Veganer. Laut einer Demoscope-Umfrage im Auftrag von Swissveg steigt zudem der Anteil sogenannter «Flexitarier» in der Schweizer Bevölkerung immer mehr. Diese essen nur selten, dafür ausgelesenes Fleisch oder Fisch. Der Trend zeigt sich auch in der steigenden Nachfrage nach Fleischersatzprodukten, welche die meisten Detailhändler verzeichnen.
Auberginen, Tofu oder Seitan als Ersatz
Auch die Vegi-Metzg des Zürcher Gastronomen Rolf Hiltl profitiert vom Boom. Im Laden gleich neben seinem Restaurant befinden sich Cordon Bleu, Hackbraten, Cervelat, Tatar oder Tandoori-Spiesse hinter der Theke, wie in einer richtigen Metzgerei. Die Produkte sind jedoch gänzlich ohne Fleisch zubereitet. Das Tatar zum Beispiel ist aus Auberginen gemacht – das Cordon Bleu aus Tofu oder Seitan, einer Weizen-Eiweiss-Masse.
In der Herstellung mache es bei solchen Produkten keinen grossen Unterschied, ob Fleisch drin sei oder nicht, erklärt Rolf Hiltl im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Sobald gehackt wird, braucht es das tote Tier nicht. Das kriegt man auch mit Gemüse oder Anderem hin.»
Einzig an veganen oder vegetarischen Würsten würden sich die Hersteller noch die Zähne ausbeissen. Die gibt es zwar in entsprechenden Ausführungen, vom Geschmack und der Konsistenz her seien die fleischhaltigen Exemplare den Vegi-Produkte aber noch überlegen, räumt Rolf Hiltl ein.
Problematische Bezeichnungen
Auffallend: Einige Produkte in Rolf Hiltls «Vegi-Metzg» entsprechen nicht den gesetzlichen Vorschriften. Gemäss Lebensmittelrecht dürfen zwar vegetarische Schnitzel, Burger oder Hackbraten verkauft werden. Tiernamen oder geschützte Begriffe sind hingegen nicht erlaubt. Bei dem «Veggie Rinderfilet» und beim Cervelat wird der Gastronom nachbessern müssen. Dies lasse sich einfach ändern, so Rolf Hiltl.
Wie bei fast allen Kennzeichnungen treffe man immer wieder nicht-konforme Bezeichnungen an, sagt Otmar Deflorin, der oberste Kantonschemiker der Schweiz, gegenüber «Espresso». In so einem Fall würde der Händler dazu aufgefordert, die Kennzeichnung zu ändern und die Etiketten korrekt zu beschriften, erklärt er.
Gegensätzliche Ansichten der Fleisch- und Vegetarier-Organisationen
Ob konform oder nicht – Ruedi Hadorn sind fleischnahe Bezeichnungen von fleischlosen Produkten ein Dorn im Auge. Der Direktor des Schweizer Fleischfachverbands hält die Kombination der Begriffe vegetarisch oder vegan mit Fleischnamen verwirrend für Konsumenten.
Hadorn, sagt er erwarte von den Herstellern der vegetarischen Produkte mehr Kreativität und eigene Namenskreationen, gerade weil sie sich bei den Produkten eigentlich von Fleisch abheben sollten.
Renato Pichler von der Vegetarier- und Veganer-Organisation Swissveg widerspricht. Fantasie-Bezeichnungen müssten sich zuerst durchsetzen. Tofu sei in weiten Teilen der Bevölkerung ein Begriff, beim Seitan sehe dies zum Beispiel noch anders aus. Kunden bräuchten Anhaltspunkte, was sie vom Geschmack und der Konsistenz her erwarte. Ausserdem befänden sich zum Beispiel in Erdbeerjoghurts oft auch keine Erdbeeren mehr.