Alle drei bekannten männlichen Dschihad-Reisenden aus Winterthur haben in Valdet Gashis Kampfsportcenter MMA Sunna trainiert: Christian (bekannt als «Sandro») Visar, der mit seiner Schwester an Weihnachten 2014 nach Syrien reiste, und Hajan, der offenbar bereits im Dschihad gefallen ist.
Zwischen diesen drei jungen Männern aus Winterthur gibt es laut «Rundschau»-Recherchen weitere Verbindungen: So haben sie alle in der An’Nur-Moschee gebetet. Atef Shanoun, Präsident des Moscheevereins, hält fest, die Radikalisierung habe sicher nicht in seinem Verein statt gefunden. Er spricht von «unsichtbaren Leuten», die junge Menschen in «schwarzen Momenten» rekrutierten.
Auf Facebook trauerte Valdet Gashi um seinen «kurdischen Freund» Hajan, den gefallenen Dschihad-Reisenden aus Winterthur, und wünscht sich, schon bald in der «Jannah-al-firdaus», dem siebten Himmel, mit ihm vereint zu sein. Atef Shanoun deutet dies als Sehnsucht nach dem Märtyrer-Tod im Dschihad. In der Tat hat sich Valdet Gashi Anfang Januar der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen. Monatelang hielt er seinen Aufenthaltsort geheim. Seine Familie in Singen (D) glaubte, er sei in Südthailand. Mitte Mai konnte ihn die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens in Syrien kontaktieren.
Die Türen des Elternhauses bleiben offen
In einem neunzigminütigen Telefongespräch macht Gashi deutlich: Er hat die Ideologie des IS verinnerlicht. Natürlich würde er gerne seine Kinder im Arm halten, sagt er, aber: «Wenn ich Gutes tue und dabei sterbe, wäre ich natürlich froh darüber.» Gashi ist verheiratet und hat zwei kleine Töchter. In Syrien unterstütze er den Aufbau des sogenannten Kalifats. Konkret patrouilliere er entlang des Euphrats, spüre Schmuggler und Spione auf. Meistens halte er sich in der Stadt Membij auf. Dort hat er auch den Winterthurer Dschihad-Reisenden Christian getroffen, der auf Facebook mit dem Kopf eines Hingerichteten prahlte.
Valdet Gashis Eltern sind «klipp und klar gegen die Entscheidung» ihres Sohnes: «Sein Platz ist bei seinen Kindern, seiner Frau und bei uns, seinen Eltern.» Die Türen des Elternhauses bleiben aber offen. Vater Enver Gashi gegenüber der «Rundschau»: «Ich wünsche mir, dass er sein Versprechen hält, nur den Menschen zu helfen, und nicht einen anderen Blödsinn macht – und dass er irgendwann wieder zu uns zurückkehrt. Weil sein Platz hier ist und nicht irgendwo anders.»