Die Flüchtlingswelle aus den Krisenländern reisst nicht ab: Zwischen Juli und September sind in der Schweiz rund 7800 Asylgesuche eingereicht worden. Das sind rund 45 Prozent mehr als im letzten Quartal oder 61 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie das Bundesamt für Migration (BFM) mitteilt.
Grund dafür ist die anhaltende Welle von Flüchtlingen, die über das Mittelmeer in Italien eintrafen und danach nach Norden weiter reisten. In den ersten neun Monaten des laufendes Jahres landeten laut dem BFM mehr als 140'000 Migranten in Süditalien. Das sind mehr als dreimal so viele wie während des ganzen vergangenen Jahres.
Die libysche Regierung habe die Kontrolle über weite Teile des Landes verloren, heisst es in der kommentierten Asylstatistik des Bundes. Dies erlaube es Schlepperorganisationen, praktisch ungestört zu operieren.
Zudem habe die italienische Marine mit ihrer Operation «Mare Nostrum» die Risiken einer Überquerung des zentralen Mittelmeers gesenkt. Trotzdem sind im laufenden Jahr Hunderte Flüchtlinge ertrunken.
Fast die Hälfte aus Eritrea
Bei denjenigen, die es nach Europa geschafft haben, sind es insbesondere die eritreischen und syrischen Staatsangehörigen, die rasch nach Mittel- und Nordeuropa weiter wandern. Dabei reisen Eritreer vor allem nach Schweden, Deutschland, Norwegen, in die Niederlande – und in die Schweiz.
Deshalb überrascht es kaum, dass fast die Hälfte der in der Schweiz gestellten Asylgesuche (3531) im dritten Quartal von eritreischen Migranten gestellt wurden. Gegenüber dem Vorquartal haben sich deren Gesuche mehr als verdoppelt.
Mit 816 Gesuchen an zweiter Stelle der häufigsten Herkunftsländer lag Syrien. Vor allem seit August hätten Einreisen von Syrern in Süditalien wieder zugenommen, schrieb das BFM. 333 Personen sind zudem mit einem erleichterten Visum eingereist.
Viele Krisenherde
369 Gesuche gingen zudem von Flüchtlingen aus Sri Lanka ein – 155 mehr als im zweiten Quartal. Mit 106 Gesuchen vervierfacht haben sich Asylgesuche von Flüchtlingen aus der Ukraine. Weitere Zunahmen wurden von Personen aus Marokko, Afghanistan und Äthiopien verzeichnet. In diesen Ländern hat sich die politische Lage verschlechtert.
Laut dem BFM dürfte die Zahl der in der Schweiz gestellten Asylgesuche auch in den kommenden Monaten überdurchschnittlich bleiben. Die verschiedenen Krisen in Afrika, in der Ukraine und im Nahen Osten werde die Asylmigration in Richtung Europa im laufenden Jahr voraussichtlich auf über 500'000 Menschen ansteigen lassen. So viele Flüchtlinge wurden zuletzt während des Zerfalls Jugoslawiens festgestellt.
Im dritten Quartal ersuchte die Schweiz bei 5973 Personen einen anderen Dublin-Staat um Übernahme. In den meisten Fällen betraf es Italien.
Nur bei 1381 Personen erklärte sich ein Dublin-Staat zuständig, 1746 Ersuche wurden abgelehnt, 2845 sind noch nicht beantwortet worden. Im gleichen Zeitraum konnten 500 Personen auf dem Luft- oder Landweg an den zuständigen Dublin-Staat überstellt werden.