- Die Schweizer Stimmberechtigten werden wohl über einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von vier Wochen entscheiden.
- Der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse hat zusammen mit 140 anderen Organisationen 120'000 Unterschriften für eine Volksinitiative gesammelt.
- Die Unterschriftensammlung war auch über das Internet sehr erfolgreich. Über die Onlineplattform weCollect haben knapp 59'000 einen Unterschriftenbogen angefordert.
- Solch digitale Demokratie erleichtert das Zustandekommen von Referenden und Initiativen fundamental – mit noch ungewissen Folgen für die Schweizer Demokratie.
Pünktlich zum Vatertag hat die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» das Ziel von rund 120'000 Unterschriften geschafft.
«Der Vaterschaftsurlaub ist in der Bevölkerung auf ein breites Interesse gestossen», sagte Adrian Wüthrich, Kampagnenleiter und Präsident von Travailsuisse auf Anfrage. Vielfach seien die Leute von sich aus auf die Initianten zugegangen. Auch über das Internet war die Initiative laut Wüthrich überaus erfolgreich.
Lanciert worden ist die Initiative für einen 20-tägigen, flexibel beziehbaren Vaterschaftsurlaub von den Dachverbänden der Männer- und der Frauen-Organisationen und von Pro Familia Schweiz mit insgesamt über 140 angeschlossenen Organisationen.
Die Initiative war eine Reaktion auf einen Entscheid des Nationalrats von Ende April 2016. In der grossen Kammer war eine parlamentarische Initiative von Martin Candinas (CVP/GR) gescheitert. Dabei ging es um einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Die Kosten dafür waren auf 200 Millionen Franken veranschlagt worden.
Flexibilität kommt Arbeitgeber entgegen
Aktuell seien nur grosse Firmen finanziell in der Lage, den Vätern einen bezahlten Urlaub zu gewähren, schreibt der Verein «Vaterschaftsurlaub jetzt!». Die kleineren Betriebe würden sich das nicht leisten können, weshalb die meisten Väter sich mit einem einzigen Tag zufrieden geben, Ferientage opfern oder unbezahlten Urlaub nehmen müssten.
Das sei ungerecht. Die heutige Situation benachteilige die KMU auf dem Arbeitsmarkt, wird Clivia Koch, Vize-Präsidentin des Vereins, in der Mitteilung zitiert. Es brauche eine nationale Lösung für alle Arbeitnehmenden und Unternehmen.
Das Modell sei arbeitgeberfreundlich. Es ermögliche den männlichen Angestellten, mit ihren Vorgesetzten die beiderseits passende Lösung zu verhandeln. So könne ein Vater beispielsweise zwei Wochen direkt nach der Geburt zu Hause bleiben und die verbleibenden Tage einzeln während dem ersten Lebensjahr des Kindes beziehen. Finanziert werden soll der Vaterschaftsurlaub gleich wie der Mutterschaftsurlaub.