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Schweiz Vatikan zitiert Schweizer Bischöfe nach Rom

Hunderte Seelsorger fordern über die Pfarrei-Initiative Reformen in der katholischen Kirche. Nun müssen drei Schweizer Bischöfe in Rom Red und Antwort stehen. Im schlimmsten Fall werden sie gedrängt, kritische Seelsorger zu entlassen.

Die sogenannte Pfarrei-Initiative hat in jüngster Vergangenheit immer wieder für Aufsehen gesorgt. Darin fordern Seelsorger Reformen in der katholischen Kirche. Die Kirchen-Oberen reagierten meist ablehnend.

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Die Schweizer Bischöfe sind bei der Glaubenskongregation vorgeladen. Das ist jene Organisation, die früher die Inquisitionen anordnete. Zuletzt mussten dort irische Bischöfe wegen des Skandals um die Missbräuche erscheinen. Wenn lokale Bischöfe vor diese Organisation zitiert werden, ist dies bemerkenswert.

Nun will die Führung der katholischen Kirche wissen, was hierzulande läuft. Und hat darum die Bischöfe von Basel, St.Gallen und Chur zitiert.

Die Pfarrei-Initiative trägt Diskussionen in die Kirche, welche in der Öffentlichkeit schon lange geführt werden. Es geht um Themen wie die Gleichberechtigung der Frau oder die Gleichstellung von Homosexuellen. Und deren Praktizierung in der Kirche.

Schon Österreicher mussten in den Vatikan

Die Diskussionen würden schon seit Jahrzehnten laufen, erklärt SRF-Religionsredaktor Hansjörg Schultze. Aber es passiert nichts. Im Falle des ökumenischen Abendmals betrieben die Seelsorger nun gezielt offenen Ungehorsam. «Das ist dem Vatikan natürlich ein gewaltiger Dorn im Auge», sagt Schultze.

Dass die Schweizer Bischöfe nach Rom zitiert wurden, ist indes nicht so ungewöhnlich. Im vergangen Jahr ereilte auch die Österreicher Bischöfe der Ruf aus dem Vatikan – aus demselben Grund.

Vorladung noch auf Geheiss Benedikts

Wie das Treffen verläuft, wird wohl kaum publik – die Mauern des Vatikans sind hoch. «Auf den Churer Bischof Huonder muss wohl kein besonderer Druck ausgeübt werden», so Schultze.

Die Bischöfe von St.Gallen und Basel dagegen gelten als liberal – auf sie könnte eine Form von Druck ausgeübt werden. Im schlimmsten Fall könnten die Bischöfe gezwungen werden, ihre ungehorsamen Seelsorger zu verdonnern, ihren kirchlichen Auftrag zurückzugeben.

Allerdings müsse man sich vor Augen halten: Die Vorladung der Schweizer Bischöfe wurde noch unter Papst Benedikt ausgesprochen. Ob Franziskus dieses Thema an die grosse Glocke hänge, sei fraglich, urteilt der Religionsexperte. Ihm seien ganz andere Themen wichtig – vor allem die Armut in seiner Heimat.

Sicher ist: Die katholische Kirche wird so oder so als Verlierer dastehen. Die Menschen an der Basis schütteln ab der realitätsfernen Diskussion jetzt schon die Köpfe – und kehren der Kirche in Scharen den Rücken.

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