Die Schweiz rühmt sich gerne ihrer Mehrsprachigkeit – für viele ist sie integraler Bestandteil der nationalen Identität. Darüber, wie stark dieses Bild der Realität entspricht, war bisher wenig bekannt.
Eine Auswertung des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt: Bereits die Schweizer Wohnbevölkerung ist weit weniger vielsprachig als gemeinhin angenommen, wenn es um die Landessprachen geht. So sind gerade mal 2 von 100 Menschen bilingue mit Deutsch und Französisch als Hauptsprache. Zählt man jene dazu, die die Sprache im Beruf oder auf der Strasse sprechen, sind es 7.5 Prozent.
Noch düsterer sieht es bei den bilinguen Schweizern aus, deren Hauptsprachen Deutsch und Italienisch sind. Mit dieser Sprachenkombination sind nur 1,8 Prozent der Wohnbevölkerung gesegnet. Im alltäglichen Gebrauch sprechen immerhin vier Prozent beide Sprachen.
Der Anteil von dreisprachigen Personen ist erst recht verschwindend klein. Nur 0,2 Prozent der Schweizer sprechen Deutsch, Französisch und Italienisch von Kindesbeinen an. Überraschend hoch hingegen ist der Anteil der Menschen, die alle drei Sprachen in Beruf oder Alltag sprechen. Er liegt bei 1,8 Prozent.
Mehrsprachigkeit bringt wirtschaftliche Vorteile
Denkt man an das Image der Schweiz als besonders vielsprachiges Land, dann gibt es hierzulande in Tat und Wahrheit nur wenige mehrsprachige Personen. Dabei sind die gegenseitigen Landessprachen auch in der Wirtschaft durchaus gefragt – vor allem zwischen der Deutsch- und der Westschweiz.
Für François Grin, Professor für Volkswirtschaft an der Universität Genf, ist klar, dass die Mehrsprachigkeit auf dem Arbeitsmarkt messbare Vorteile bringt. Dazu zählt er eindeutig auch Vorteile finanzieller Art. «Man kann dank den Fremdsprachen-Kompetenzen in den jeweiligen Landessprachen einen Lohnzusatz von circa 14 Prozent erreichen.»