«Um Provokation ging es uns nie», stellt Sébastien Nendaz gleich zu Beginn klar, «weder mit der Stadt noch mit der Kirche (siehe Box) liege man im Clinch». Dazu sei das Verhältnis zu beiden Institutionen auch viel zu gut, so der Mitorganisator der «Pride Valais». Die Vorabgespräche mit der Stadt und der Polizei zum Beispiel seien durchweg positiv verlaufen. «Niemand hat uns da Steine in den Weg gelegt.»
Ja, die Wortwahl des Bischofs sei nicht angemessen gewesen. «Aber da hat es inzwischen ein klärendes Gespräch gegeben.» Er habe sich entschuldigt und damit sei die Sache gegessen. «Wir haben ihn sogar zur Pride eingeladen.»
Diskriminierung noch immer ein Thema
Klingt nach Happy End, ist es aber nicht ganz. Denn Bischof Lovey wird nicht kommen. Zum einen sei die Pride – nach seinen eigenen Worten – auch nicht der richtige Platz für ihn und zum anderen weile er derzeit ohnehin in Frankreich auf einem Seminar.
Auch sonst läuft nach Ansicht der Organisatoren längst nicht alles rund zwischen Schwulen und Lesben und der Gesellschaft. «Noch immer werden viele Schwule und Lesben diskriminiert – zum Beispiel am Arbeitsplatz», so Nendaz.
Mit dieser Meinung steht der Walliser nicht allein da. Auch Bastian Baumann von «Pink Cross», einer Schweizer Selbsthilfegruppe für Schwule, sieht Nachholbedarf. «Im Europa-Ranking der Rechte von Homosexuellen landet die Schweiz lediglich auf Platz 31 – das ist im besten Falle Mittelfeld.»
«Offene Gesellschaft und laute Konservative»
«Pink Cross» setze sich deshalb unter anderem für die Ehe für Alle ein, ein Anti-Diskriminierungsgesetz und die Möglichkeit der Volladoption von Stiefkindern.
Baumann und viele seiner Mitstreiter sehen sich neben den konkreten Mängeln aber auch einem ganze allgemeinen Dilemma gegenüber. «Auf der einen Seite ist die Gesellschaft so offen wie nie – auf der anderen sind aber auch die Konservativen im Land lauter als je zuvor.»
Viele Politiker liessen sich zudem nur allzu oft von den Stimmungen in den Sozialen Medien beeinflussen. «Deshalb ist es wichtig, dass wir uns zeigen – optisch präsent sind. Denn Schwulsein, das ist viel mehr als nur Dragqueens mit Federboas und halbnackte Männer», fasst der «Pink Cross»-Chef seine Sicht der Dinge zusammen.
«Am Ende gewinnen alle: Stadt und Bürger»
Und Nendaz und seine Mitstreiter? Die freuen sich auf 3000 Tausend Schwule und Lesben in Sion – und, auf mindestens genau so viele Zuschauer.
Am Ende, so die Idee der Macher der «Pride», werde alle vom Event profitieren: Das Wallis, die Stadt Sion und deren Bürger und natürlich auch die Schwulen und Lesben.