61 Prozent der Schweizer Bevölkerung stufen Atomkraftwerke als sehr, beziehungsweise extrem gefährlich ein. Das zeigt die repräsentative Umfrage der ETH Zürich im Auftrag von SRF. An zweiter Stelle folgt Terrorismus mit 55 Prozent, und auf dem dritten «Sorgenrang» sind gentechnisch veränderte Lebensmittel mit 53 Prozent.
Dass die Angst vor Atomunfällen so gross ist, hat den Studienleiter Andreas Diekmann von der ETH Zürich überrascht. Das sei in vorherigen Studien nicht der Fall gewesen. Die Katastrophe von Fukushima vom 11. März 2011 habe vermutlich die Angst genährt. Damals kam es zur Kernschmelze in mehreren Reaktoren des Kraftwerks, nachdem die Region von einem Erdbeben und von Tsunami-Wellen getroffen worden war. Jürg Joss vom Verein Fokus Anti-Atom sieht auch die zunehmenden Berichte über die notwendigen Aufrüstungen der Schweizer Atomkraftwerke als möglichen Grund für die zunehmende Angst in der Bevölkerung.
Weniger Angst vor schleichenden Gefahren
Als geringe Gefahr eingestuft wurde in der Studie die Verschmutzung der Luft durch Autoabgase. Auch die Angst vor Keimen in Spitälern, die gegen Antibiotika resistent sind, ist gemäss Studie gering. Diese Gefahren würden zwar viele Opfer fordern, seien aber weniger sichtbar, sagt Studienleiter Andreas Diekmann weiter. Sie seien weniger präsent in den Medien und weil viele Menschen selber Auto fahren würden, werde die Gefahr der Luftverschmutzung auch heruntergespielt, ist Diekmann überzeugt.
SRF Risiko-Woche
Und diese Wahrnehmung von Risiken hat, so Diekmann, einen direkten Einfluss auf die Politik. «Wo die Bevölkerung Angst hat, setzt sich die Politik in Szene, obschon das effektive Risiko oft andernorts grösser ist.» Gegen den Terrorismus würden enorme Mittel eingesetzt. Die Luftqualität könnte aber mit einem Bruchteil dieses Geldes verbessert werden.