Um 6.43 Uhr stiessen in Rafz (ZH) eine S-Bahn und ein Interregio-Zug in einer sogenannten Flankenfahrt seitlich zusammen. Laut der Kantonspolizei Zürich sind dabei sechs Personen verletzt worden.
Unter ihnen befindet sich der schwerverletzte 49-jährige Lokführer. Die Feuerwehr musste ihn aus dem Führerstand der Lokomotive befreien. Er wurde mit einem Helikopter der Rega ins Spital geflogen.
Bei der Kollision wurden fünf Passagiere leicht verletzt, wie die Kantonspolizei Zürich mitteilte. Sie mussten mit Ambulanzfahrzeugen ins Spital gefahren werden. Dabei handelt es sich um drei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 25 und 46 Jahren. Wie viele Passagiere insgesamt in den Zügen waren, ist gemäss SBB-Sprecher Daniele Pallecchi noch unklar.
Ein Care-Team der SBB war für die Betreuung der Betroffenen vor Ort. Die Hotline wurde inzwischen eingestellt. In Rafz, Bülach, Jestetten und Schaffhausen bleiben bis auf weiteres SBB-Kundenbetreuer im Einsatz.
Beide Lokomotiven doppelt besetzt
Beide Züge wurden jeweils durch einen Ausbildungs-Lokführer und einen Lokführer-Aspiranten gesteuert. Es ist unklar, ob diese Personalbesetzung etwas mit der Kollision zu tun hat.
Aspiranten sind gemäss SBB-Sprecher aber keineswegs Anfänger, sondern dürfen bereits Züge lenken. Sie werden dabei aber noch von einem erfahrenen Lokführer beaufsichtigt. Die SBB klärt nun ab, ob in den beiden Zügen gerade die Aspiranten am Steuer waren oder die Ausbildner.
Flankenfahrt bei Ausfahrweiche
In Rafz fuhr am frühen Morgen der verspätete Interregio-Zug von Zürich nach Schaffhausen auf dem Aussengleis durch den Bahnhof. Gleichzeitig nahm auch eine S-Bahn die Fahrt in die gleiche Richtung auf. Bei der Ausfahrweiche Richtung Schaffhausen kollidierten dann die beiden Züge seitlich. Wie SBB-Mediensprecher Stefan Wehrle erklärte, seien beide Züge nicht mit hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen.
Bei dieser Flankenfahrt entgleiste der Interregio-Zug. Die Lokomotive und fünf Waggons des Interregio sprangen aus den Schienen, zwei Waggons neigten sich zur Seite. Die S-Bahn-Komposition blieb relativ unbeschädigt. Der entstandene Sachschaden ist gemäss SBB noch nicht abschätzbar.
Die beiden Züge standen am Morgen unmittelbar nach dem Bahnhof Rafz in Richtung Schaffhausen. Der leicht gekippte Interregio-Zug musste gesichert werden.
Die Bergung der beschädigten Züge und die Instandstellungsarbeiten an der Geleiseanlage begannen am Freitagnachmittag. Rund 60 Meter Geleise müssen erneuert und ein zerstörtes Mast-Fundament ersetzt werden. Bei der sich an der Unfallstelle befindenden Brücke wurden keine Schäden festgestellt.
Unterbruch bis Betriebsschluss
Laut der SBB ist die Linie Bülach-Schaffhausen zwischen Hüntwangen-Wil und Jestetten für den Bahnverkehr bis Mitternacht unterbrochen. Der Regionalverkehr wird mit Bussen sichergestellt.
Reisende von Zürich nach Schaffhausen und weiter nach Stuttgart müssen über Winterthur fahren. Von dort verkehren doppelstöckige S-Bahn-Züge nach Schaffhausen. Die Interregio-Züge zwischen Schaffhausen und Zürich fallen bis auf weiteres aus. Für die abendliche Hauptverkehrszeit werden Verstärkungszüge eingesetzt, teilte die SBB mit. Internationale Züge verkehren über Winterthur–Andelfingen.
SBB-Informationen
Voraussichtlich bis zum fahrplanmässigen Betriebsbeginn am Samstagmorgen sollten die Gleise 1 bis 3 in Rafz für die Abwicklung des Zugverkehrs wieder zur Verfügung stehen.
Modernste Sicherheitstechnik
Die Strecke zwischen Hüntwangen und Rafz war ab 2009 als Doppelspur ausgebaut und der Bahnhof in Rafz modernisiert worden. Neben dem bisherigen Zugsicherungssystem «Integra Signum» wurde damals zusätzlich das moderne System «ZUB» installiert.
«Integra Signum» warnt den Lokführer beim sogenannten Vorsignal, wenn der Zug auf ein Haltesignal zufährt. Hält der Lokführer nicht an, wird der Zug automatisch abgebremst. Das System «ZUB» wiederum überwacht die Geschwindigkeit des Zuges zwischen Vor- und Hauptsignal. Wie es dennoch dazu kam, dass die S-Bahn seitlich in den Schnellzug prallte, wird nun abgeklärt.