Der Waadtländer SVP-Nationalrat Guy Parmelin hat offiziell mitgeteilt, dass er sich für eine Kandidatur als Bundesrat entschlossen hat. Er sei von der Findungskommission der SVP bereits befragt worden, sagte er vor den Medien in Montreux (VD). Über die Kandidatur entscheide die Bundeshaus-Fraktion der SVP am 20. oder 21. November.
«Ich vertrete zu 95 Prozent das Parteiprogramm der SVP, mit einigen Abweichungen in Gesellschaftsfragen wie zur Abtreibung oder der Präimplantations-Diagnostik, für die ich Ja gestimmt habe», sagt der Landwirt und Weinbauer aus Bursins im waadtländischen La Côte.
Vor seiner Ausbildung an der Landwirtschaftsschule in Marcelin (VD) schloss Parmelin die Maturität mit Schwerpunkt Latein und Englisch ab. Heute widmet er den grössten Teil seiner Zeit der Politik und noch einen kleinen Teil seinem Hof. Zusammen mit seinem Bruder besitzt Parmelin ein Landgut von 36 Hektaren, darunter fünf Hektaren Weinberge.
Keine Exekutiv-Erfahrung
Guy Parmelin sass zwischen 2000 und 2004 im Waadtländer Grossen Rat als pragmatischen SVP-Politikers nahe der Mitte. Er präsidierte die SVP-Kantonalpartei und schaffte 2003 den Einzug in den Nationalrat.
Nach dem Tod des Waadtländer SVP-Staatsrates Jean-Claude Mermoud 2011 galt er als dessen Nachfolger. Er stellte sich aber nicht zur Verfügung worauf die SVP ihren Sitz im Waadtländer Staatsrat verlor. Für den Bundesrat interessierte er sich hingegen bereits vor vier Jahren, musste aber seinem Freiburger Parteikollegen Jean-François Rime den Vortritt lassen.
Kollegial und kompetent
«Ich denke, dass der richtige Moment jetzt gekommen ist. Aber ich bin mir bewusst, dass bereits zwei Romands im Bundesrat sitzen», sagte Parmelin. Prognosen für die Bundesratswahl macht er keine: «Wir haben so viele Überraschungen erlebt.» Er präsentiere sich vor allem als Vertreter des Genferseebogens.
Schon jetzt betont Parmelin jedoch, das Kollegialitätsprinzip zu achten und schliesst die Annahme einer Wahl gegen den Willen seiner Partei aus. Im Nationalrat machte er sich bisher mit soliden Dossierkenntnissen und Dialogbereitschaft einen Namen.
Parmelin präsidiert die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) und gehört auch der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) an.
Am meisten interessieren würden ihn die Altersvorsorge, die Energie, die Migrations- und Sicherheitspolitik sowie die internationalen Beziehungen. Im Falle einer Wahl würde er gerne das Departement des Innern übernehmen, dem derzeit Alain Berset (SP) vorsteht.
Einst «jung und naiv» Befürworter des EWR
Bei der Abstimmung zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) 1992 legte Parmelin, wie er selber sagt «noch jung und naiv», ein Ja in die Urne. Nun sitzt er 20 Jahre später im Komitee der Masseneinwanderungs-Initiative der SVP, deren Umsetzung sich als überaus schwierig präsentiert.
Weil er kein Schweizerdeutsch spreche, sieht er sich als «nicht ‹Arena›-kompatibel». Aber er komme mit der deutschen Sprache zurecht. «Meine Kommissionskollegen, die kein Wort Französisch sprechen, verstehen mich, wenn ich Deutsch spreche. Aber meine Fehler bringen meine Frau zum Lachen; sie ist Bilingue.»
Diese SVP-Namen kursieren als Bundesratskandidaten
-
Bild 1 von 19. Guy Parmelin (SVP/VD). Der Weinbauer gilt als Kronfavorit der SVP. Er soll zu den Kandidaten zählen, die von der Findungskommission geprüft und für wählbar befunden wurden. Er selbst bestätigte sein Interesse am Amt mit den klaren Worten «ja, ich will». Der Waadtländer wird als kollegialer und kompetenter Politiker geschätzt. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 2 von 19. Heinz Brand (SVP/GR). Der Nationalrat gilt als Asylexperte. Er gehört zu den drei Topfavoriten der SVP. Die Findungskommission soll ihn für wählbar befunden haben. Der Bündner ist bislang unentschlossen, ob er kandidieren soll. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 3 von 19. Hannes Germann (SVP/SH). Die Schaffhauser SVP hat den Ständerat für die Bundesratswahlen nominiert. Germann gilt als sehr kompromissbereit. Er möchte aber nicht als «Abweichler» verstanden werden. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 4 von 19. Thomas Hurter (SVP/SH). Der Berufspilot ist bisher vor allem als Armeepolitiker aufgefallen. Nun hat ihn die Schaffhauser SVP für die Bundesratswahlen nominiert. Er zählt zu den Topfavoriten. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 5 von 19. Hansjörg Knecht (SVP/AG). Die Kantonalpartei würde den Grossmühlenbesitzer gerne im Bundesrat sehen. Auch die Findungskommission soll ihn zu den wählbaren Kandidaten zählen. In der vergangenen Legislatur ist er jedoch in der grossen Kammer kaum aufgefallen. Mittlerweile hat Knecht mitgeteilt, dass er nicht als Kandidat zur Verfügung stehe. Bildquelle: ZVG/SRG.
-
Bild 6 von 19. Thomas de Courten (SVP/BL). Die Kantonalpartei setzt auf den 49-jährigen Wirtschaftsförderer und hat ihn «offiziell gemeldet». Auch die Findungskommission soll ihn als wählbar einstufen. Im Nationalrat ist er allerdings relativ unbekannt. De Courten bestätigte gegenüber der NZZ sein Interesse an einer Kandidatur. Bildquelle: ZVG/SRG.
-
Bild 7 von 19. Adrian Amstutz (SVP/BE). Seine Wahl ist wenig wahrscheinlich, da bereits zwei Berner im Bundesrat sitzen. Auch winkte Amstutz bislang ab. Dennoch soll ihn die Findungskommission geprüft haben und für wählbar befinden. Amstutz will sich anscheinend als Notfall-Kandidat zur Verfügung stellen. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 8 von 19. Yves Nidegger (SVP/GE). Auch sein Name steht auf der Liste der wählbaren Kandidaten der Findungskommission. Aufgrund seiner pointierten Positionen dürfte der Rechtsanwalt aber nur Aussenseiterchancen haben. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 9 von 19. Rita Fuhrer (SVP/ZH). Die ehemalige Regierungsrätin (1995 bis 2010) wurde von den SVP Frauen als Bundesratskandidatin vorgeschlagen. Sie steht als solche grundsätzlich nicht zur Verfügung. Dennoch soll sie von der Findungskommission als wählbar eingestuft worden sein. Wie ihr Kollege Adriam Amstutz will sie, falls erforderlich, als Notfall-Kandidatin einspringen. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 10 von 19. Die Findungskommission soll neben Rita Fuhrer noch eine zweite Frau überprüft haben. Gemäss Recherchen der Schweiz am Sonntag soll es sich dabei um Sylvia Flückiger-Bäni (SVP/AG) handeln. Die seit 2007 amtierende Nationalrätin und Unternehmerin hat sich bislang nicht zu den Gerüchten geäussert. Bildquelle: Colourbox.
-
Bild 11 von 19. Oskar Freysinger (SVP/VS) . Der Walliser Staatsrat war zwölf Jahre Nationalrat. Seit 2013 ist der ehemalige Gymnasiallehrer Mitglied der Walliser Regierung. Unlängst erklärte er sich zu einer Bundesratskandidatur «bereit». Bildquelle: Keystone .
-
Bild 12 von 19. Albert Rösti (SVP/BE). Er gilt als moderat und wäre wohl auch für die Mitte valabel. Doch: Drei Berner im Bundesrat wären zu viel. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 13 von 19. Pierre Rusconi (SVP/TI). Seine Heimat wäre ein Trumpf: Der Kanton Tessin ist seit längerem nicht in der Regierung vertreten. Rusconi wurde allerdings abgewählt: Seinen Nationalratssitz übernimmt Parteikollege Marco Chiesa. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 14 von 19. Gregor Rutz (SVP/ZH). Der Zürcher gilt als SVP-Hardliner: Seine Chancen auf die notwendige Anzahl Stimmen der Abgeordneten wären deshalb wohl gering. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 15 von 19. Res Schmid (SVP/NW) . Der Regierungsrat bestätigte bisher seine Kandidatur nicht. Der Kampfjet-Pilot und Erziehungsdirektor wird zwar aufgrund seiner nicht allzu grossen Chancen von seiner Kantonspartei nicht vorgeschlagen. Diese steht aber dennoch hinter ihm, falls ihn die Findungskommission für wählbar befinden sollte. Bildquelle: Keystone .
-
Bild 16 von 19. Roland Eberle (SVP/TG). Der Thurgauer Ständerat steht ebenfalls auf der Liste der wählbaren Kandidaten der Findungskommission. Nach eigenen Aussagen will Eberle aber nicht Bundesrat werden. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 17 von 19. Heinz Tännler (SVP/ZG). Der Zuger Baudirektor wurde kurz nach den Eidgenössischen Wahlen als möglicher Kandidat gehandelt. Tännler bewarb sich bereits vor vier Jahren. Im Dezember will er aber nicht mehr antreten, wie er mittlerweile bekannt gab. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 18 von 19. Peter Spuhler (SVP/ZH). Er gehörte bereits 2011 zu den Wunschkandidaten der SVP. Der Firmenchef und ehemalige Nationalrat lehnt eine Bundesratskandidatur aber bisher ab. «Ich bin als Unternehmer nach wie vor sehr stark gefordert und stehe deshalb nicht als Bundesrat zur Verfügung», liess Spuhler kürzlich verlauten. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 19 von 19. Toni Brunner (SVP/SG). Er gilt als verlängerter Arm von Christoph Blocher. Offiziell schliesst der 41-Jährige eine Kandidatur aus. Bildquelle: Reuters.