Menschen gehen jeden Tag ihren unterschiedlichen Beschäftigungen nach, machen dabei unterschiedliche Erfahrungen und kommen zu unterschiedlichen Schlüssen über den Zustand der Welt.
Das Regionaljournal Ostschweiz und Graubünden hat im Frühsommer vor den eidgenössischen Wahlen 2015 10 Menschen getroffen und sie nach ihrem Leben und ihren Ansichten zur Politik befragt. Hören Sie hier, warum Pflegefrau Seraina Schmid mit ihrem Lohn unzufrieden ist, warum sich Personalchef Walter Moser Sorgen macht um die Altersvorsorge und Heilpädagoge Simon Boulter von der Politik fordert, dass sie bei sozialen Massnahmen keine Abstriche macht.
Im Frühherbst legt das Regionaljournal die gesammelten Fragen und Forderungen in den Live-Diskussionen den Kandidatinnen und Kandidaten für den Ständerat vor.
Porträts
Christoph Fabris: Unternehmer
Der 55-jährige Christoph Fabris wohnt in Wienacht (AR). Das kleine Dorf geriet mit der Eröffnung des kantonalen Asylzentrums Landegg national in die Schlagzeilen. Wegen krimineller Flüchtlinge wehrten sich Anwohner mit Hand und Fuss gegen die Unterkunft. Auch Christoph Fabris. Dass Schutzbedürftige in der Schweiz Hilfe bekommen, dem stimmt Christoph Fabris zu. Doch Kriminelle hätten kein Anrecht auf Asyl. Ausserdem verlangt er von der Politik, dass die Zahl der Flüchtlinge in der Schweiz begrenzt wird.
Doris Gloor: auf Job-Suche
2011 verunfallte Doris Gloor aus St. Gallen schwer. Seither ist sie ohne Arbeit und heute mit 57 Jahren auf Job-Suche. Viele Absagen musste sie schon einstecken. Sie gehöre auf dem Arbeitsmarkt zum alten Eisen und sei für die Arbeitgeber zu teuer, sagt Doris Gloor. Sie findet, die Politik müsse sich mehr um das Thema «ältere Arbeitslose» kümmern.
Fredy Ammann: Pensionär
40 Jahre lang hat Fredy Ammann als Geschäftsführer international tätiger Betriebe gearbeitet. Zusammen mit seiner Partnerin wohnt er heute in Diepoldsau in einer Eigentumswohnung, aber nur über den Sommer. Seit seiner Frühpensionierung verbringt er den Winter in Kapstadt. Aber die Schweiz liege im am Herzen und er denke viel über den Ausländeranteil in der Schweiz nach, sagt er.
Silvan Ziegler: Landwirt
Silvan Ziegler übernahm 2009 den Hof seines Vaters in Rothenhausen im Kanton Thurgau. Er besitzt 35 Kühe, einen Hühnerstall mit rund 18'000 Hühnern und Ackerland. Er habe sein Hobby zum Beruf gemacht. Mit der Agrarpolitik ist er unzufrieden: «Entweder ich produziere oder mache Landschaftspflege: Produzierende Bauern sollten wieder mehr Direktzahlungen erhalten».
Mirko Lehman: Geschäftsführer eines High-Tech-Unternehmens
Mirko Lehmann ist Geschäftsführer der IST AG Innovative Sensor Technology in Ebnat Kappel. Die Firma stellt kleinste Sensoren her, die etwa Temperatur- oder Feuchtigkeitsunterschiede feststellen. «Ich bin auf hochspezialisierte Leute angewiesen», sagt er. Und: «Vergesst die exportorientierte Industrie nicht».
Walter Moser: Personalchef und Produktionsverantwortlicher
Walter Moser leitet im Betrieb seiner Familie das Personal – und er ist auch für die Produktion mitverantwortlich. Der 29-Jährige ist gelernter Maschinenbauingenieur. Seine Sorge gilt jedoch nicht seiner Firma oder der Industriebranche. Die Altersvorsorge beschäftigt ihn. Er sagt: Mit der Veränderung der Gesellschaft braucht die Politik neue Ideen. «Es geht nicht darum, das System auf den Kopf zu stellen. Aber es sind Anpassungen nötig.»
Seraina Schmid: Pflegefachfrau HF
Seraina Schmid, 40jährig, arbeitet seit 18 Jahren als Pflegefachfrau. Die Arbeit im Kantonsspital in Chur gefalle ihr gut, auch wenn die Belastung gross sei. Die unregelmässige Arbeitszeit und besonders die Nachtschicht gehörten zu den Schattenseiten ihres Berufs. Leider fehle immer mehr die Zeit für die Patienten, weil die administrativen Arbeiten zugenommen hätten. Die Flimserin Seraina Schmid wünscht sich für das Gesundheitswesen mehr Lobbyisten in der Politik.
Simon Boulter: Heilpädagoge
Der 33-jährige Familienvater unterrichtet in Gossau an der Oberstufe. Was ihm vor sechs Jahren am St. Galler Bahnhof widerfahren ist, wünscht er niemandem. Nachts auf dem Heimweg wurde er von einem Unbekannten angegriffen und mit einem Messer verletzt. Gesundheitliche Folgen hatte der Angriff keine – aber sein Erlebnis hat seine Sicht verändert. Simon Boulter fordert von der Politik, dass sie bei sozialen Massnahmen keine Abstriche macht.
Lars Wellenzohn: Plattenleger und Betriebsinhaber
Wie der Vater so der Sohn: Für Lars Wellenzohn war immer klar, dass er den Plattenlegerbetrieb der Eltern und Grosseltern übernimmt. Heute arbeiten 10 Leute für ihn. Am meisten Sorgen machen ihm die Lehrlinge. «Es ist unglaublich schwierig geeignete Leute zu finden», sagt Wellenzohn und fordert die Politik auf sich für genug Bildung einzusetzen.