Die «Tagesschau» hat anhand von tausenden Daten, welche Smartvote ausgewertet hatte, gesucht, wer der 200 Parlamentarier/innen im Nationalrat hervorstechen. Die Linientreuste ist die Zürcher Nationalrätin Tiana Angelina Moser der Grünliberalen.
Politiker und ihre Parteien ringen um ihre Positionen im Bundeshaus. In nur 0,06 Prozent der Abstimmungen weicht die Fraktionspräsidentin Tiana Angelina Moser von der GLP-Parteilinie ab. Sie entschied am häufigsten im Sinne ihrer Partei.
Eine Parteisoldatin?
«Das ist wichtig», betont Moser. Die Bevölkerung möchte wissen möchte, wo eine Partei in all den verschiedenen Sachfragen stehe. «Als Fraktionspräsidentin ist es auch meine Aufgabe hier eine Vorbildfunktion einzunehmen.»
Ist also die Zürcher GLP-Politikerin eine Parteisoldatin? «Wir haben einen sehr intensiven Entscheidungsprozess vor jeder Abstimmung zu jeder Vorlage», erklärt die dreifache Mutter. Dieser Prozess werde in der Fraktion hinter verschlossenen Türen geführt und nachher darüber abgestimmt. Um im Parlament geschlossen aufzutreten, müssten sie und ihre Parteikollegen ihre eigene Meinung zuweilen zurückstellen.
Die Diskussionen seien intensiv. Die Parteilinie habe aber meistens Vorrang. Und was geschieht mit Abweichlern? Sind das Verräter? «Nein, überhaupt nicht», wehrt sich Moser. Verräter gebe es nicht – jeder stehe für seine Haltung ein.
Schwierige Grosswetterlage
Andere Meinungen würden in der Fraktion diskutiert. Und das ist auch nötig: Denn nach dem Verpuffen des Fukushima-Effekts sucht die GLP nach ihrem Platz in der Politiklandschaft. Ökologie, gekoppelt mit Ökonomie mobilisiert nicht mehr. In letzter Zeit geht's bergab, die Rezepte der GLP scheitern vor dem Volk.
Die Grosswetterlage sei sicherlich so, dass es sehr viel Unsicherheit gebe, gibt Moser zu. Es liege aber an der GLP, jetzt auch zu zeigen was für ein klares und wirtschaftsfreundliches Profil die Grünliberalen hätten. «Wir wissen aus dem Dialog der Bevölkerung und auch aus Umfragen, wie wichtig der Schweizer Bevölkerung ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt ist», betont die 36-Jährige.
Kaum persönlicher Freiraum
Typisch für die Linientreue: Das Fraktions-, also Diskussions-Zimmer, ist ihr Lieblingsort im Bundeshaus. Es sei eigentlich ein Raum, der sehr gut zum Bundeshaus passe, weil das Parlament sehr viele Traditionen ausstrahle. «Wenn man sich im politischen System engagiert, dann muss man auch eine gewisse Zuneigung zu den Traditionen und Institutionen der Schweiz haben. Sonst kann man nicht politisch tätig sein.»
In die grüne Politik sei sie hineingewachsen, im Zürcher Oberland. Die Umweltpolitik ist ihr Kernanliegen – doch als Mutter werde die Familienpolitik wichtiger. Der persönliche Freiraum sei beschränkt, weil sie eine Familie mit drei kleinen Buben habe, die ihr alle Zeit nehmen würden, die sie neben der Politik habe. «Das mache ich jetzt aber auch gern, das ist eine Lebensphase und es ist auch richtig so.»
Fünf von zehn sind GLPler
In vier Jahren, sofern sie wiedergewählt werde, möchte die GLP-Politikern als Fraktionspräsidentin dastehen und sagen können: «Das ist die Fraktion, die am meisten ihrer politischen Ziele erreichen konnte.»
Im Top-10-Ranking mit der niedrigsten Abweichungsrate führt die GLP. Fünf der linientreusten Parlamentarier gehören der GLP an. Linientreue scheint auch ein Deutschschweizer Phänomen sein. Im Ranking kommt nur eine Parlamentarierin aus dem Tessin.