Für die Sicherung der künftigen Altersvorsorge stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung:
- Das Rentenalter auf 67 erhöhen
- Die AHV-Renten senken
- Die Renten durch die Mehrwertsteuer finanzieren
Bereits Bundesrat Pascal Couchepin hatte vor über zehn Jahren den Vorschlag für ein Rentenalter 67 gemacht. Er fand damit im Parlament kein Gehör. Auch das Volk verwarf eine Erhöhung mehrmals.
Das war einmal: Wie eine Auswertung der Online-Wahlhilfe Smartvote zeigt, ist eine knappe Mehrheit von 50,4 Prozent der Nationalratskandidaten, welche sich am 18. Oktober der Wahl stellen, für ein höheres Rentenalter von 67 Jahren.
«Diese Erhöhung ist tatsächlich bemerkenswert», sagt Politikwissenschaftlerin Silja Häusermann von der Universität Zürich. «Die demografische Bedrohung war bereits in den 1990er-Jahren vorhanden. Das Problem hat sich nicht verschärft seit der gescheiterten Reform 2003», gibt Häusermann zu bedenken. Eine Möglichkeit sei, dass das Thema wohl prominenter auf der Agenda sei als noch 2003.
Aufwärtstrend bei allen Parteien
Am geschlossensten für die Erhöhung des Rentenalters sind die FDP und die GLP. Die freisinnigen Kandidaten sagen mit 91,1 Prozent «Ja» oder «eher Ja» zu einem höheren Rentenalter, die grünliberalen mit 89,1 Prozent.
Und was sagt die politische Linke dazu? Bei den Kandidierenden der Grünen wird ein Rentenalter von 67 Jahren wuchtig abgelehnt. Doch auch bei den Grünen hat das Ja-Lager an Boden gewonnen. 2003 sprachen sich nur 4 Prozent der Grünen-Kandidaten dafür aus, heute sind es bereits 17,6 Prozent.
Die Zustimmung nahm auch in der SP zu – wenn auch weniger stark. «Bei allen Parteien scheint die Akzeptanz gestiegen, bei den linken Parteien jedoch auf viel tieferem Niveau», betont Häusermann.
Röstigraben öffnet sich
In Bezug auf die Sprachregionen gibt es beträchtliche Unterschiede: In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz ist eine Erhöhung des Rentenalters auf 67 nicht mehrheitsfähig.
Grosse Unterschiede gibt es bei den Kandidaten der linken Parteien und der SVP zwischen der West- und der Deutschschweiz – nicht aber bei den bürgerlichen Parteien. 2015 sprachen sich die SVP-Kandidaten in der Deutschschweiz zu 68,9 Prozent dafür aus. In der französischen Schweiz lag der Wert bei 57,5 Prozent. Bei den SP-Kandidaten in der Deutschschweiz sind 7,1 Prozent dafür, während in der SP der Westschweiz nur gerade 4 Prozent für eine Erhöhung sind.
«Bei den linken Parteien entspricht dies den Erwartungen, da die Parteien in der Westschweiz einen stärker ausgebauten Sozialstaat befürworten», sagt Silja Häusermanns Kollegin Denise Traber. Dass der Unterschied auch bei der SVP so gross ist, sei bemerkenswert, vor allem im Vergleich zur CVP und FDP, wo die Unterschiede zwischen den Politikern der beiden Sprachregionen minim sind.
Ältere Generation will nicht länger arbeiten
Mit Blick auf das Alter der Kandidaten zeigt sich: Die Zustimmung für eine Erhöhung des Rentenalters auf 67 ist vor allem bei den 40- bis 49-Jährigen im Schnitt mit 55,7 Prozent hoch. Wer allerdings 50 und älter ist, hält nicht viel davon, länger als bis 65 zu arbeiten.
Erstaunt ist die Politologin über den Wert bei den über 66-jährigen Kandidaten. Die Zustimmung ist bei dieser Altersgruppe bei allen Parteien ausser der SP und den Grünen bei über 80 Prozent.
Offenbar sind die Parlamentarier anderer Ansicht als ihre Wähler: «Jüngste Umfragen in der Bevölkerung zeigen, dass ältere Personen sich eher gegen eine Erhöhung ausprechen», so Häusermann. Bei den Kandidaten spiele wohl die Partei-Ideologie eine grössere Rolle als das eigene Bedürfnis.