Wäre am 26. September 2015 gewählt worden, hätte die rechte Seite die Wahlen gewonnen. Denn FDP und SVP wären zusammen 2,9 Prozentpunkte stärker als 2011. Die Linke bliebe fast stabil. Etwas rückläufig wäre die Mitte.
«Es gibt einen Trend nach rechts, bei noch etwas unklarem Ausgang, wie stark dieser Trend ist», sagt Claude Longchamp, Leiter des Forschungsinstitutes gfs.bern.
Im Rahmen des letzten SRG-Wahlbarometers vor den Wahlen am 18. Oktober kommt die SVP auf 27,9 Prozent (+1,3 Prozentpunkte) der Stimmen. An zweiter Stelle folgt die SP mit 19,2 Prozent (+0,5 Prozentpunkte). Allerdings liegen die Veränderungen innerhalb des Stichprobenfehlers. Deshalb sind bei keiner Partei gesicherte Aussagen möglich.
Hinter der SP eingereiht haben sich die FDP mit 16,7 (+1,6 Prozentpunkte) und die CVP mit 11,5 Prozent (-0,8 Prozentpunkte). Mit einem Wähleranteil von 7,2 Prozent (-1,2 Prozentpunkte) liegen die Grünen auf dem fünften Rang. 5,0 Prozent (-0,4 Prozentpunkte) entfallen auf die Grünliberalen und 4,6 Prozent (-0,8 Prozentpunkte) auf die BDP.
FDP profitiert von Wirtschaftslage
Die FDP wird somit mit grosser Wahrscheinlichkeit ihre jahrzehntelange Talfahrt am 18. Oktober stoppen können und auf die Siegerstrasse zurückfinden. «Der Grund für den Aufschwung des Freisinns ist wirtschaftspolischer Natur», sagt Longchamp.
«Die FDP profitiert davon, dass es an der SVP nach der Masseneinwanderungs-Initiative Kritik wegen Wirtschaftsfeindlichkeit gab. Damit konnte sich die FDP neu positionieren.»
Zudem sei die Standortfrage im ersten Halbjahr 2015 wegen der Aufhebung der Euro-Untergrenze zentral gewesen. «Beides hat der FDP geholfen», so Longchamp weiter.
Für die Erfolge der SVP ist laut Longchamp hingegen die dauerhafte antieuropäische Politik der Partei verantwortlich – verbunden mit der Fokussierung auf aktuelle Themen wie Migration. «Weil die SVP aber kritisiert wurde, das Flüchtlingselend für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen, sind die Veränderungen höchstwahrscheinlich nicht mehr so spektakulär wie 1999, 2003 oder 2007.»
«Restabilisierung des Parteiensystems»
Longchamp geht davon aus, dass es am 18. Oktober zu einer «Restabilisierung des Parteiensystems» kommt.
«Das Ergebnis von 2007 wird korrigiert. Damals profitierte die neue Mitte, nun wechseln die Wählenden wieder vermehrt zu den bürgerlichen Parteien zurück.» Am meisten profitiere davon die FDP.
Longchamp weist aber darauf hin, dass das aktuelle SRG-Wahlbarometer keine Prognose der Parteistärken sei. Die Befragung lag 20 Tage vor dem Wahltag, also zu Beginn der entscheidenden Phase der Schlussmobilisierung.
«Effekte, die durch Supermobilisierung oder schwache Mobilisierung ausgelöst werden, konnten im Wahlbarometer nicht abgedeckt werden. Die Mobilisierung in den letzten Tagen bleibt die grosse Unbekannte.»