Hans Rutschmann, der Präsident der sogenannten Listengestaltungs-Kommission der SVP des Kantons Zürich, redet von einem Luxusproblem, dass so viele Leute auf die Nationalratsliste mit 35 Listenplätzen wollen. Dieses Luxusproblem hat aber eine Kehrseite, denn die Konkurrenz und das Gerangel um gute Plätze sind gross. Nicht allen aus der SVP-Basis passt es, dass ihnen Quereinsteiger wie Roger Köppel oder der Akademiker Hans-Ueli Vogt vor der Sonne stehen. Roger Köppel ist gerade einmal seit zwei Monaten SVP-Mitglied. Ihm dürfte ein guter Listenplatz als Zugpferd für die Partei praktisch sicher sein. Hans-Ueli Vogt, Wirtschaftsprofessor und eigentlich Ständeratskandidat, dürfte ebenfalls einen vorderen Nationalratslistenplatz erhalten.
Ochsentour heisst hinten anstehen
Wer dagegen die SVP-Laufbahn von der Pike auf absolviert hat, Unterschriften sammelte, auf Gemeindeebene politisierte, im Bezirk oder im Kantonsrat, wer also pflichtbewusst die gesamte Ochsentour absolviert hat, der muss hinten anstehen. Das sorgt hinter vorgehaltener Hand für böses Blut. Landwirt und Kantonsrat Konrad Langhart beispielsweise findet, er hätte nun einen Listenplatz direkt nach den altgedienten Nationalräten eigentlich verdient. Der Bülacher Bezirkspräsident der SVP und ebenfalls Kantonsrat Matthias Hauser dagegen ist bescheiden und meint, er stehe gerne hinten an, Hauptsache die SVP habe ein zugkräftige Liste.
Entfremdung von der Basis
Der Politologe Michael Hermann ist nicht erstaunt über die Entwicklung der Zürcher SVP. Obwohl die SVP, wie ihr Name schon sagt, eine Volkspartei sein will, machen immer mehr studierte, urbane und reiche Leute bei der Partei Karriere. Hermann gegenüber SRF: «Gerade der grosse Führer der SVP, Christoph Blocher, ist alles andere als einer aus dem einfachen Volk. Er ist sehr reich, hat studiert und einen Doktortitel. Es war aber immer schon so, dass rechte Parteien mit starken Führungsfiguren ihre Wählerschaft eher in anderen Milieus gesucht haben. Es sind Figuren, die über Debatten, die sie lancieren, und das Geld, über das sie verfügen, eine sehr dominante Rolle spielen können in diesen Parteien.»