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Wirtschaft Afrikas schwerer Gang zum Internationalen Währungsfonds

Wenn ein Popstar mit einem Schmählied über den IWF in der Hitparade landet, ist klar: Sehr beliebt ist die Organisation in Schwarzafrika nicht. Für viele kriselnde Staaten ist der Währungsfonds jetzt aber die letzte Rettung – ausgerechnet.

«Du bringst Leid, du bringst Schmerz, du bringst Leiden über meine Leute», singt der afrikanische Popstar Seun Kuti. Mit seinem Schmählied auf den Internationalen Währungsfonds (IWF) schaffte es der Nigerianer vor zwei Jahren sogar in die Charts.

Und das lag nicht nur an den eingängigen Beats, sondern auch an der weitverbreiteten Ablehnung des Währungsfonds, der Kredite nur unter strengen Auflagen vergibt. Seun Kuti sang vielen Afrikanern aus dem Herzen.

Dass trotzdem immer mehr Länder Schwarzafrikas den Währungsfonds um Kredite angehen, zeigt, wie gross die Verzweiflung ist. Viele dieser Länder drohen unter ihrer Schuldenlast schon wieder zusammenzubrechen. Obwohl einigen von ihnen, wie Ghana, Mozambique, Sambia oder Ruanda, die Schulden erst vor zehn Jahren erlassen worden sind.

Derart hochverschuldet bekommen sie am Kapitalmarkt kein Geld mehr. Und wer keine guten Beziehungen zu chinesischen Investoren hat, dem bleibt dann nur noch der Gang zum IWF. Afrika-Experte Robert Kappel vom Hamburger Giga-Institut für Regionalstudien sagt dazu: «Wenn ein Land wie Angola wieder in die Schuldenfalle geraten sollte, ist am Ende des Tages der IWF der letzte Geldgeber – und er wird massiv intervenieren.»

Spekuliert und verloren

Die Region sei an einem Wendepunkt angekommen, sagt Abebe Aemro Selassie, der Vize-Direktor der Afrika-Abteilung im Währungsfonds: Viele afrikanische Länder, die dank ihrer Rohstoffexporte in den letzten Jahren stark gewachsen seien, habe der globale Absturz der Rohstoffpreise hart getroffen.

Afrika-Experte Kappel erklärt die Misere: «Viele Länder haben darauf spekuliert, dass die Preise für ihre Rohstoffe weiter steigen würden. Sie sind jetzt total enttäuscht, haben aber in der Phase der hohen Rohstoffeinnahmen beispielsweise die Verwaltung ausgebaut oder grosse Investitionen in die Infrastruktur vorgenommen.» Durch die sinkenden Preise und Währungseinnahmen seien manche Länder nun in eine grosse Krise gerutscht, so der IWF-Experte: «Sie können ihre Kredite nicht mehr bezahlen.»

Mit dem Rücken zur Wand

Ein Beispiel dafür ist Ruanda. Der Subsahara-Staat gehörte im letzten Jahrzehnt zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas. Doch in diesem Jahr werden die Einkünfte aus Zinn und Koltan niedrig sein. Gleichzeitig bleiben die Ausgaben hoch, denn das Land investiert massiv in den Bau neuer Strassen und Eisenbahnen.

Da die Landeswährung im Verhältnis zum Dollar billiger geworden ist, muss Ruanda für importierte Baustoffe im Verhältnis aber mehr bezahlen als vorher. Das Leistungsbilanzdefizit dürfte deshalb weiter steigen. Mit dem Rücken zur Wand verhandelt die ruandische Regierung jetzt mit dem IWF über eine Kreditlinie von 200 Millionen Dollar.

Bittsteller beim ungeliebten IWF

Das westafrikanische Ghana, reich an Gold, Erdöl und Diamanten, unterzeichnete schon im vergangenen Jahr einen eine Milliarde Dollar schweren Kreditvertrag beim Währungsfonds. Mosambik hat einen Kredit von 300 Millionen Dollar erhalten, das kupferreiche Sambia und der Öllförderer Angola stehen noch in Verhandlungen.

IMF-Chefin Lagarde bei einem Besuch in Niger, 2011.
Legende: Viele kriselnde Staaten in Schwarzafrika sind auf neue Kredite angewiesen. Im Bild: IWF-Chefin Christine Lagarde. Keystone

Schon jetzt hat der IWF rund ein Dutzend Programme in Afrika laufen. Sehr wahrscheinlich werde die Zahl noch steigen, sagt IWF-Vertreter Selassie: «Die Kredite sind das eine.» Viel wichtiger sei aber, dass die Länder die Zeit nutzten, um die wirtschaftspolitischen Empfehlungen des IWF umsetzen.

Privatisierungen, Marktöffnung, Budgetkürzungen im öffentlichen Sektor, Streichung von Subventionen für Energie und Nahrungsmittel – all das gehört zu den traditionellen Rezepten des IWF, oft zu Lasten der einfachen Leute. In Washington betont man aber, dass die Programme heute massgeschneiderter seien auf die Bedürfnisse der einzelnen Länder.

Umgekehrt habe es auch in vielen afrikanischen Ländern Fortschritte gegeben, sagt Selassie: «Das wirschaftliche Umfeld unterscheidet sich heute deutlich von früheren Zeiten. Die meisten Länder sind heute stabiler und demokratisch gefestigter.»

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