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Wirtschaft AWD: Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind

Am Anfang standen grosse Hoffnungen und hochfliegende Pläne. Mit dem Kauf des AWD vor über vier Jahren wollte der Lebensversicherer Swiss Life in den Rängen der europäischen Versicherer aufsteigen. Ob sich der hohe Übernahmepreis gelohnt hat, ist immer noch umstritten.

3. Dezember 2007:

 Die Swiss Life erklärt sich bereit, für den Hannoveraner Finanzprodukteverkäufer, der knapp 20 Jahre davor vom schillernden Geschäftsmann Carsten Maschmeyer gegründet worden war, 1,9 Mrd. Fr. zu bezahlen. Der AWD soll Swiss Life helfen, namentlich in mittel- und osteuropäischen Wachstumsmärkten besser Fuss zu fassen. Swiss-Life-Präsident Rolf Dörig rühmt sich, mit dem Erwerb des 1,9 Mio. Kunden zählenden, 728 Mio. Euro Umsatz erzielenden AWD einen Coup gelandet zu haben. Analysten monieren aber, dass AWD mit seinem aggressiven Verkaufsstil nicht zur traditionsreichen Swiss Life, einem der bedeutendsten Konzerne der Schweiz, passe.

28. Februar 2008:

Swiss Life gibt bekannt, dass sie drei Viertel von AWD besitze. AWD-Chef Maschmeyer und seine Familie verkaufen für 233 Mio. Euro Anteile, behalten aber 10,5 Prozent. Später verkauft die Familie alle Anteile. Maschmeyer kauft hingegen Aktien der Swiss Life. Er bleibt vorerst AWD-Chef.

1. September 2008:

Die Swiss Life stellt Maschmeyer Manfred Behrens als Co-Unternehmenschef zur Seite. Behrens hatte davor Swiss Life Deutschland geleitet. Swiss Life führt bei AWD Restrukturierungen durch, die auch Arbeitsplätze kosten.

Herbst 2008: Die Swiss Life und der AWD geraten in den Strudel der Finanzkrise. Als Folge davon schreibt der AWD mehrere Quartale lang rote Zahlen. Der Konzern schreibt weiter schwarz, das Management unter Bruno Pfister unterzieht die Swiss Life aber einer tiefgreifenden Restrukturierung.

20. Februar 2009:

 Maschmeyer hält nun 7 Prozent an der Swiss Life und wird für den Verwaltungsrat des Versicherungskonzerns vorgeschlagen. Gleichzeitig zieht er sich aus der AWD- Geschäftsleitung zurück. Schnell ist von Spannungen zwischen Maschmeyer und dem Swiss-Life-Mangement die Rede.

2. Juli 2009:

Das Landgericht Hannover verbietet dem AWD nach einer Klage von Konkurrent DVAG, sich als «unabhängigen» Finanzvertrieb zu bezeichnen. Der AWD gebe seinen Vertretern eine Software mit Vorgaben an die Hand.

11. November 2009:

 Der AWD erzielt im dritten Quartal 2009 einen Betriebsgewinn von 6,2 Mio. Euro und ist operativ wieder profitabel. Das Image des AWD leidet schon seit längerem unter Berichten von Kunden vor allem aus Deutschland und Österreich, die sich fehlberaten fühlen und angeben, dadurch hohe Beträge verloren zu haben. Im August lässt ein österreichisches Gericht eine Sammelklage zu, die 2500 Betroffene umfasst, die Ende der 1990er Jahre mit AWD- Empfehlungen Geld verloren hatten.

12. Januar 2011:

 Der deutsche Fernsehsender ARD sendet die Reportage «Der Drückerkönig und die Politik» über Maschmeyer und den AWD, welche ein sehr schlechtes Licht auf die Firma und ihren Gründer wirft. Der Vorwurf lautet auf undurchsichtige Verstrickungen mit der Politik und Fehlberatung von Kunden.

7. Dezember 2011:

 Maschmeyer tritt überraschend aus dem Verwaltungsrat der Swiss Life zurück. «Ich möchte mit diesem Entschluss den unberechtigten Angriffen auf meine Person und auf AWD den Boden entziehen», sagte er. Maschmeyer reduziert seinen Swiss-Life-Aktienanteil auf unter 3 Prozent.

10. Juli 2012:

Gegen den AWD läuft inzwischen eine Prozessflut. Am Oberlandesgericht Köln sagt Maschmeyer zum ersten Mal persönlich aus.

8. Mai 2012:

 Der Umsatz des AWD schrumpft im ersten Quartal 2012 um 18 Prozent auf 111,1 Mio. Euro. Dies löst neue Spekulationen aus, ob Swiss Life die rund 1,1 Mrd. Fr. immateriellen Firmenwert der Tochter (Goodwill) in den Büchern nach unten korrigieren muss. Auch die Kritik, AWD sei 2008 zu teuer gekauft worden, flammt erneut auf.

28. November 2012:

 Swiss Life gibt den Namen AWD auf und nennt die Tochter ab 2013 Swiss Life Select. Der immaterielle Vermögenswert wird um 576 Mio. Fr. nach unten korrigiert, Swiss Life kündigt einen Gewinneinbruch an. Die Zusammenführung der Organisationsstrukturen von Swiss Life und AWD soll bis 2014 rund 400 Stellen kosten.

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