Das Wichtigste in Kürze
- Versicherungsgruppe AXA Winterthur führt vierwöchigen Vaterschaftsurlaub ein.
- Mutterschaftsurlaub wird im Unternehmen dafür von sechs auf fünf Monate verkürzt.
- Widerstand regt sich beim Schweizerischen Gewerbeverband.
- «Travail Suisse» lanciert Volksinitiative pro Vaterschaftsurlaub.
Ab dem neuen Jahr gibt es bei der Versicherungsgruppe AXA Winterhur einen Vaterschaftsurlaub von vier Wochen.
Die AXA-Gruppe wolle ein attraktiver Arbeitgeber sein, sagt Yvonne Seitz, die beim Unternehmen für diesen Bereich verantwortlich ist. Attraktiv gerade für jüngere Angestellte. «Wir möchten sie auch behalten, wenn sich eben private Veränderungen ergeben, wie zum Beispiel eine Familiengründung. Und wenn wir hier eben auch Leistungen bieten, einen Strauss von Leistungen, dann glauben wir daran, dass das auch zurückkommt. Und dass die Leute motiviert sind, dass sie bleiben. Und dass das Know-how dann auch im Unternehmen bleibt.»
Durch Kürzung des Mutterschaftsurlaubs kompensiert
Die Einführung des vierwöchigen Vaterschaftsurlaubs wird allerdings dadurch kompensiert, dass der Mutterschaftsurlaub von sechs auf fünf Monate verkürzt wird.
Trotz dieses Wermutsstropfens zeige das Beispiel von AXA Winterthur, dass ein vierwöchiger Vaterschaftsurlaub möglich und realistisch sei, sagt Adrian Wüthrich, Präsident des Gewerkschaftsverbandes Travail Suisse. Doch es sollten alle Arbeitnehmer in den Genuss einer solchen Regelung kommen.
Volksinitiative lanciert
Deshalb hat «Travail Suisse» zusammen mit anderen Organisationen eine Volksinitiative lanciert, die generell einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub fordert, finanziert durch die Erwerbsersatzordnung EO.
Den Arbeitgebern sei das zuzumuten, argumentiert Wüthrich: «Die Arbeitgeber haben ja schon heute Leute angestellt, die in die Armee gehen müssen. Und da geht es ja auch, dass die Arbeitnehmenden drei bis vier Wochen pro Jahr weg sind.»
Für kleine Unternehmen schwierig
Widerstand gegen solche Ideen kommt von Hans-Ulrich Bigler, dem Direktor des Gewerbeverbandes. Er sorgt sich vor allem um die KMU's. «Rund 90 Prozent der Firmen haben weniger als zehn Mitarbeitende. Da kann man sich unschwer vorstellen, dass es problematisch ist, wenn ein Mitarbeiter während vier Wochen vom Arbeitsplatz fern ist.»
Wenn ein Mitarbeiter Vater werde müsse man individuelle Lösungen finden, nicht starre gesetzliche Vorgaben machen, findet Bigler.